In der Schwangerschaft sind Blutungen häufiger, als man glaubt. Glücklicherweise stellen sie äußerst selten eine echte Gefahr für Mutter und Baby dar.
Sehen wir „rot“, schrillen die Alarmglocken – ein lebenswichtiger Mechanismus, um eine mögliche Gefahr rasch zu erkennen. Treten in der Schwangerschaft Blutungen auf, wie es erstaunlich häufig der Fall ist, muss der Ursache unbedingt auf den Grund gegangen werden: Blutungen gehören immer ärztlich abgeklärt! Diagnostisch wegweisend ist das zeitgleiche Auftreten von Wehen oder Schmerzen.
Ebenso wichtigen Hinweis für die Gefahreneinschätzung liefern Intensität und Farbe:
- Hellrotes Blut ist frisches Blut; das bedeutet, dass ein akutes Geschehen im Gange ist.
- Dunkelrotes oder bräunliches Blut weist hingegen meist auf bereits abgeschlossene Vorgänge hin.
Am Beginn der Schwangerschaft
Bereits im sehr frühen Stadium der Schwangerschaft können schwache Blutungen auftreten. Zum ersten Mal ist das der Fall, wenn das befruchtete Ei versucht, sich in der Gebärmutter einzubetten. Frauen, die zu diesem Zeitpunkt eine Einnistungsblutung (oft nur wenige Tropfen hellroten Blutes) bemerken, werden wohl wenige Wochen später mit einem positiven Schwangerschaftstest überrascht. Setzt sich der Mutterkuchen an der Gebärmutterwand fest, wird dies manchmal ebenfalls von leichten Blutungen begleitet. Da der Zeitpunkt dafür oft mit jenem der ausständigen Menstruation zusammenfällt, kann diese Blutung bei der Frau zu Verwirrung oder Unsicherheit führen.
Prinzip „Alles oder Nichts“
Das Alles-oder-nichts-Prinzip ist ein strenger Wächter der Natur.
- Kommt es nämlich in der ersten Phase der Zellteilung zu Problemen, entwickelt sich das Zellhäufchen nicht mehr weiter und geht nahezu unbemerkt mit einer menstruationsstarken Blutung ab. In vielen Fällen haben Frauen noch nicht einmal bemerkt, dass sie schwanger waren.
- Eine Fehlgeburt zu einem späteren Zeitpunkt wird dagegen von heftigen Unterbauchschmerzen begleitet. Die Ursache dafür bleibt meist unklar. Das glücklose Ende der Schwangerschaft ist in den meisten Fällen ein zufälliges und spontanes Ereignis, das aber fast immer eine traurige Leere hinterlässt.
Schmerzen als Indiz
Schmerzlose leichte Schmierblutungen zu Beginn einer Schwangerschaft kommen bei etwa einem Viertel der Schwangeren vor. Grund ist häufig ein zu niedriger Progesteronspiegel. Um die Schwangerschaft bestmöglich zu schützen, kann in solchen Fällen mehrere Wochen lang ein synthetisches Gelbkörperhormon eingenommen werden.
Im ersten Trimenon sind leichte Blutungen also meist nichts Ungewöhnliches. Entscheidend ist in jedem Fall, ob sie mit Schmerzen einhergehen. Mittels Ultraschalluntersuchung lässt sich die mögliche Ursache herausfinden. Dabei gilt es eine Eileiterschwangerschaft – eine schwerwiegende Komplikation – mit Sicherheit auszuschließen. Zwar haben „verirrte“ befruchtete Eizellen, die sich im Eileiter einzunisten versuchen, zu keinem Zeitpunkt eine Überlebenschance. Im schlimmsten Fall kann aber das wachsende Ei den Eileiter sprengen und so kritische innere Blutungen bei der Frau auslösen.
Placenta Praevia
Im fortschreitenden Verlauf der Schwangerschaft kommen Blutungen zwar wesentlich seltener vor, können aber aufgrund ihrer Stärke gefährlicher für Mutter und Kind sein.
In der zweiten Schwangerschaftshälfte gehen die meisten Blutungen vom Mutterkuchen aus. Bei einer fehlerhaften Lage – man spricht von einer „Placenta praevia“ – überdeckt der Mutterkuchen den Gebärmutterhals ganz oder teilweise. Dann treten recht häufig schmerzlose und immer wiederkehrende Blutungen auf. Durch das Wachstum der Gebärmutter kann sich der Sitz des Mutterkuchens im Lauf der Schwangerschaft günstiger verändern und den späteren Geburtsweg für das Baby doch noch freimachen. Passiert das nicht, ist ein Kaiserschnitt schließlich unumgänglich.
Alarmstufe „ROT“
Die Plazenta muss aber nicht immer ungünstig liegen, um Probleme zu verursachen. Bei einer normal sitzenden Plazenta kann es – zum Beispiel durch einen Sturz – zu einer vorzeitigen Plazentalösung kommen. Sie ist meist mit starken Schmerzen und großem Blutverlust verbunden. Das Fatale daran: Nach außen dringen oft nur geringe Mengen Blutes; es fließt in den Bauchraum der Mutter. Die voranschreitende Ablösung des Mutterkuchens verringert nach und nach die Versorgung des Kindes.
„Alarmstufe Rot“ heißt es auch bei Blutungen nach dem Blasensprung. Dazu kann es etwa bei einer Sonderform des Nabelschnuransatzes kommen. In dieser Phase der Geburt sind Blutungen alarmierend und machen die sofortige Fahrt ins Krankenhaus erforderlich.
Zur Erinnerung: Frisches, hellrotes Blut ist ein Alarmsignal, rasches Handeln daher unabdingbar.
Sex in der Schwangerschaft
Völlig unbekümmert kann die Schwangerschaft zu einer leidenschaftlichen Zeit für Sex und Zärtlichkeit werden. Kommt es nach dem Geschlechtsverkehr zu einer leichten Blutung, so muss man(n) keine Angst haben, dem Baby oder der Liebsten wehgetan zu haben.
Eine leichte Blutung resultiert in diesem Fall daraus, dass das Gewebe in der Scheide und am äußeren Muttermund gut durchblutet ist. Kontaktblutungen nach dem Geschlechtsverkehr oder auch nach einer vaginalen Untersuchung sind in der Schwangerschaft etwas ganz Normales.
Die Zeichnungsblutung
Mit blutig-schleimigen Abgängen kündigt die „Zeichnungsblutung“ die bevorstehende Geburt an. Nach neun Monaten des Wartens ist es endlich so weit!
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel