Kochboxen - Thermo-Küchenmaschinen im Test
von Margot Fischer

Kochen entspannt und vermittelt auch schon den Kleinsten einen bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln. Wären da nicht der Einkauf oder die Herausforderungen der Vorratshaltung und richtigen Zubereitung. Fertige Kochboxen und Thermo-Küchenmaschinen versprechen hier bequeme Abhilfe. Aber was leisten diese Alternativen wirklich? Wir haben unsere Ernährungswissenschaftlerin Margot Fischer zum kompromisslosen Test gebeten ...
KOCHBOXEN
Spätestens nach langen Irrwegen durch den Supermarkt zur Schlange an der Kasse, wo der Nachwuchs zu den dort angebotenen Süßigkeiten greift, keimt der Wunsch nach einer guten Fee auf, die für das Familienessen alle Zutaten nach Hause schleppt.
Kochboxen übernehmen diese Rolle. Auch das Grübeln, was auf den Tisch kommen soll, entfällt durch die Vorauswahl, die laut Anbietern eine ausgewogene Ernährung gewährleisten soll und zum Ausprobieren neuer Zutaten und Gerichte anregt.
In Österreich bieten derzeit nur zwei Firmen klassische Kochboxen an:
- HelloFresh
- Marley Spoon
Wir haben sie getestet.
ABFALL IST EIN THEMA
Wer sich öfters zum Kauf vermeintlich günstigerer Großpackungen und überflüssiger Produkte verleiten lässt, um wenig später einem guten Teil der Nahrungsmittel beim Verrotten zusehen zu müssen, wird eine Kochbox zu schätzen wissen. Die Zutaten werden in den jeweils für die Rezepte benötigten Mengen in einem Karton geliefert. Sie sind nach Gerichten getrennt in Papiersäcke sortiert (die man für den Biomüll verwenden kann), frische Kräuter und manche Gewürze sind in Plastik verpackt, gekühlte Ware liegt in einem großen Plastikbeutel mit Kühlelementen.
Die Firmen erklären, mit möglichst wenig Verpackung auskommen zu wollen, die zudem überwiegend aus recyceltem und recycelbarem Material besteht. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Recyceln durch Transport und Verarbeitung ebenfalls die Umwelt belastet, also keinen Freibrief für unnötige Müllproduktion darstellt.
KOCHBOXEN - DIE KOSTEN
Je mehr Portionen und Gerichte man bestellt, umso günstiger wird natürlich der Preis:
- Bei Marley Spoon kommt man auf € 4,55 bis € 9,70 pro Portion
- HelloFresh verrechnet € 4,50 bis € 7,50
- Ein Einkauf von Zutaten gleicher Qualität hätte beim Bauernmarkt plus Supermarkt € 3,30 (Marley Spoon) bzw. € 3,10 (HelloFresh) gekostet.
INHALT DER KOCHBOXEN
Erstkunden erhalten eine Broschüre, die zur Firmendarstellung und Erklärung der Bestellvorgänge dient. Betont wird ein Bekenntnis zu Saisonalität und Regionalität, zur Förderung kleiner Betriebe und zu einem möglichst hohen Anteil an Bioprodukten, dem die Realität allerdings nicht gerecht wird. Abweichungen vom Credo werden mit Engpässen aufgrund großer Nachfrage erklärt.
- Da HelloFresh derzeit noch keinen österreichischen Standort hat, ist mit der Region übrigens Deutschland gemeint.
HelloFresh bietet nähere Informationen zu den Verpackungsmaterialien sowie eine Anleitung zur richtigen Lagerung und grundlegende Tipps zur Handhabung von Lebensmitteln. - Marley Spoon liefert teilweise österreichische Produkte.
Marley Spoon ist wesentlich sparsamer mit den Informationen, listet dafür Grundzutaten wie Salz, Pfeffer, Öle und Mehl, die vorrätig sein sollten.
Sympathisch war bei beiden der hohe Gemüseanteil, der bei Marley Spoon auch ausgefallenere Sorten wie lila Karotten und PakChoi umfasste, sowie die frischen Kräuter zu jedem Gericht, wobei Marley Spoons Majoran trotz Plastikhülle deutlich welkte, der Koriander in einer übergroßen Verpackung aus dickem Kunststoff steckte, wie es auch in Supermärkten leider immer öfter üblich wird.
DIE HERKUNFT DER NAHRUNGSMITTEL
Informationen zu einzelnen Herstellern sind nur teilweise in der Broschüre oder im Netz zu finden. Wie hoch der Anteil an regionalen und Bio-Produkten tatsächlich ist, lässt sich nicht eruieren, da das Gemüse großteils lose geliefert wird. Immerhin führt HelloFresh die Herkunftsländer auf den Rezeptkarten an. Da können dann schon für eine Burrito-Bowl sechs Länder außerhalb Deutschlands anfallen, was nicht allein an der enthaltenen Limette und Avocado liegt.
Bei Marley Spoon erfährt man den Ursprung des Gemüses so gut wie nicht, obwohl es extra in Papier, ein Teil auch in Plastik, verpackt ist. Als Lieferant von Obst und Gemüse nennt die Begrüßungsbroschüre ein Mitglied der Genussregion Österreich, das eng mit lokalen Bauern zusammenarbeiten soll. Das einzige Gemüse mit deklarierter Herkunft waren Champignons im Plastikcontainer mit Folie - aus Polen. Die wässrigen Pilze nahmen trotz fachgerechter Lagerung bereits am Tag nach der Lieferung einen unappetitlichen Grauton an, das Aroma war entsprechend.
DIE REZEPTKARTEN
Die Rezeptkarten listen die gelieferten Zutaten auf und zusätzlich jene Ingredienzen, die man für das jeweilige Rezept im Vorratsschrank haben sollte - bei Marley Spoon übrigens mehr, als die Informationsbroschüre anführt. Hier irritierte die Tester, dass Marley Spoon bei jedem Gericht die Verwendung von (nicht mitgelieferten) Suppenwürfeln vorschreibt, obwohl bereits ausreichend Kräuter und Gewürze enthalten waren. Kochanfänger könnten hier fehlgeleitet werden. Gerade wer selbst kocht, kann und will problematische Zusatzstoffe doch eigentlich vermeiden und den Geschmack natürlicher Lebensmittel auch den Kindern vermitteln.
Auf den Karten finden sich Angaben zur Zubereitung, zu Kalorien, Allergenen, Kohlenhydraten, Eiweiß, Fett, bei HelloFresh zusätzlich der Anteil an gesättigten Fettsäuren, Salz, Ursprungsländer und die Reihenfolge, in der die Gerichte zubereitet werden sollen, je nach Haltbarkeit der Zutaten. HelloFresh bietet auch Rezepte für den Thermomix an.

HelloFresh bietet neben der Veggie- und der Classic-Variante mit Fleisch auch eine Family Kochbox mit drei bis fünf wechselnden Gerichten für Familien mit ein oder zwei Kindern im Alter von vier bis elf Jahren. Die Kochbox ist so konzipiert, dass Kinder leicht in die Zubereitung miteinbezogen werden können. Darüber hinaus entdecken Kinder durch hilfreiche Tipps und unterhaltsame Inhalte den Spaß am Kochen und werden spielerisch an eine ausgewogene Ernährung herangeführt.
Die Kochboxen können frei nach Lust und Laune online oder in der App aus verschiedenen Gerichten zusammengestellt werden.

WAS BIETEN THERMO-KÜCHENMASCHINEN?
Eines vorweg: Einfach alle Zutaten in die Maschine werfen, Knopf drücken und spazieren gehen läuft nicht. Die Zutaten müssen zumindest vorzerkleinert werden. Danach holt man am besten einen Gehörschutz, da die Mahlwerke den Schallpegel eines Presslufthammers erreichen.
Die Geräte können zwar schlagen, zerkleinern, kneten, anbraten, kochen und dampfgaren, doch natürlich nicht gleichzeitig. Daher ist die Zeitersparnis bestenfalls gering, die Zubereitung mitunter umständlich. Die meisten Deckel sind schwergängig, die Einfüllstutzen für manche Zutaten zu klein, zwischendurch müssen Zubehörteile ausgetauscht und gelegentlich Behälter abgewaschen werden. Das Fassungsvermögen ist meist auf vier Portionen beschränkt. Einzelne Arbeitsschritte erleichtern die Maschinen sehr wohl. So kann man etwa Zwiebel unbeaufsichtigt vor sich hinrösten lassen und erspart sich während langer Garzeiten das Umrühren, was besonders Risottofans begeistert, allerdings bei billigen Geräten selten das gewünschte Ergebnis bringt. Auch bei den meisten Teigen ist die Qualität nicht überzeugend. Leistungsschwache Modelle sind bei festerer Konsistenz überfordert, ebenso beim Zerkleinern.
Bei mehrteiligen Gerichten wie Fleisch mit Beilagen zeigen auch sehr teure Geräte Schwächen: Nicht selten ist trotz Befolgung der Rezepte ein Element noch halb roh, während ein anderes bereits zu Matsch zerfällt. Für Teile eines Gerichts kann Warmhalten erforderlich sein, was weder dem Nährwert noch dem Aroma und der Optik zuträglich ist.
WORAUF MAN ACHTEN SOLLTE
Das Fazit aus zahlreichen Tests: Hände weg von Billiggeräten. Die Handhabung ist großteils mühsam, die Ergebnisse sind häufig wenig zufriedenstellend, die Teile oft nicht spülmaschinenfest und teilweise bruchanfällig. Es muss aber auch nicht gleich der Vorreiter Thermomix um € 1.200.- sein, der unter anderem mit Rezeptchip,
Rezeptanzeige auf dem Touchscreen und Automatikprogrammen zur Steuerung von Temperatur und Rührwerk punktet sowie mit einer Schritt-für-Schritt-Begleitung durch die Rezepte. Solche Funktionen bieten auch preisgünstigere Geräte, wenn auch in geringerem Umfang. Mit der "Mutter aller Thermo-Küchenmaschinen" durchaus mithalten konnten Geräte der Firmen Kitchenaid, Krups und Kenwood. Vor dem Kauf lohnen sich vorab Überlegungen zu den Anforderungen an das Gerät und ein sorgfältiger Vergleich.
DAS URTEIL DER TESTER
- Kochboxen sind vor allem eine Option für Familien, die Hilfe bei der Menüplanung und Vorratshaltung schätzen und lange Anfahrtswege mit dem Auto zu einem Supermarkt vermeiden möchten.
- Auch Thermo-Küchenmaschinen erleichtern den Alltag, sind jedoch nicht für alle Speisen und nur bedingt für größere Familien geeignet.
- Bei der Anschaffung lieber ein wenig tiefer in die Börse greifen - Billiggeräte verderben rasch den Spaß am Kochen.