Solange Mutter und Kind Freude am Stillen haben, gibt es keinen Grund, daran etwas zu ändern – zumal sich Experten über die Frage des richtigen Zeitpunktes für das Abstillen nach wie vor uneins zeigen: Während die einen dazu raten, das Baby ab dem sechsten Lebensmonat mit Einführung der Beikost langsam zu entwöhnen, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Stillzeit von zwei Jahren.
Wird das Kind „ins dritte Lebensjahr hinein oder auch länger gestillt“, so deute jedenfalls nichts darauf hin, dass dies „schädliche Effekte auf die Psyche oder die Entwicklung des Kindes“ habe, wie man seitens der UNICEF betont. „Jeder Tropfen Muttermilch“, stellt Julia Ruttner, Stillberaterin in Baden, klar, „ist wertvoll“! Der richtige Zeitpunkt bleibt also Mutter und Kind vorbehalten, schließlich gehören zum Stillen bekanntlich zwei!
Spätestens wenn einer der beiden nicht mehr will, ist der Moment gekommen, mit dem Abstillen zu beginnen. Manche Frauen entwöhnen ihr Baby bereits ab dem vierten Monat oder noch früher von der Brust. Andere warten damit deutlich länger zu. Manchmal stillt sich ein Baby nach einigen Monaten auch ganz unerwartet von selbst ab, indem es die Brust verweigert. Wer die Entscheidung darüber dem Kleinen überlässt, sollte damit rechnen, dass die Stillzeit um die neun Monate dauert. Oder aber auch viel länger…
Langsam Abstillen
Entscheidet nicht das Baby, sondern die Mutter, dass es nun genug ist, heißt es langsam vorzugehen. In vielen Fällen erledigt sich das Abstillen allmählich ganz von selbst: Das Kleine nimmt sukzessive mehr Beikost zu sich, verlangt weniger nach der Brust – und damit geht auch die Produktion der Muttermilch automatisch zurück. Hat Junior schließlich sein Interesse an der Brust ganz verloren, versiegt die Milch. Von einer abrupten Entwöhnung ist jedenfalls dringend abzuraten: erstens weil diese eine zu große Umstellung für Ihr Baby ist; und andererseits, weil Sie sonst Beschwerden bekommen können, produziert doch Ihr Körper nicht von einem Tag auf den nächsten keine Milch mehr.
Gehen Sie beim Abstillen daher Schritt für Schritt vor:
- Wollen Sie Ihr Baby bereits während der ersten vier Lebensmonate abstillen, so empfehlen Stillexperten, zunächst eine Brustmahlzeit durch eine Fläschchenmahlzeit zu ersetzen. Warten Sie dann, wenn möglich, mindestens eine Woche, bevor Sie die nächste Mahlzeit umstellen!
- Ist Ihr Baby bereits über vier Monate alt und signalisiert es, dass es auch schon feste Nahrung möchte, so können Sie ihm statt der einen oder anderen Trinkmahlzeit bereits Beikost anbieten, die nach und nach die Muttermilch bzw. das Fläschchen ersetzt.
NEW MOM Tipp: Vermeiden Sie in der Phase des Entwöhnens, dass Ihr Liebling Ihre nackte Brust sieht, spürt oder riecht. Wollen Sie abstillen, dann wird es besser sein, wenn Daddy öfter einmal das Baby füttert!
Nur nicht weg vom Busen!
Ein stillbegeistertes älteres Baby langsam von der Brust zu entwöhnen kann sich als gar nicht so leichtes Unterfangen herausstellen, dient doch das Nuckeln meist auch der Beruhigung. Stillberaterin Julia Ruttner rät dazu, zunächst eine Stillmahlzeit auszusuchen, auf die das Kleine am leichtesten verzichten kann: „Je nachdem, was das Kind dann braucht, kann man ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten oder es mit einem Spiel ablenken. Vielleicht sucht es auch nur Aufmerksamkeit oder will kuscheln. Dann sollte man ihm zeigen, dass man es genauso lieb hat, auch wenn es nun nicht mehr an der Brust trinken darf“.
Hat das Kind die erste Umstellung recht gut akzeptiert, heißt es die nächste Stillmahlzeit in Angriff zu nehmen. „Langsam wird so das Stillen immer weniger und das Kleine lernt, dass es auch andere Beruhigungsmöglichkeiten gibt“, weiß Expertin Ruttner. „Lehnt das Kind das Fläschchen ab, so kann man ihm auch schon einen Becher anbieten“.
Was tun wenn das Baby die Brust verweigert
Verweigert das Baby die Brust, obwohl es eigentlich noch gar nicht „abstillreif“ ist, so versuchen Sie zunächst einmal, die Gründe dafür herauszufinden:
- ein verstopftes Näschen
- einen vom Zahnen schmerzenden Gaumen,
- Probleme mit der Brustwarze,
- ausspritzende Milch
- oder einfach nur um Verunsicherung handeln, weil’s zwischendurch auch das Fläschchen gibt.
In vielen Fällen lassen sich die Ursachen beheben und das Baby trinkt weiter an der Brust. Will es jedoch tatsächlich Abschied vom Stillen nehmen, so ist das zu respektieren!
Wenn’s schnell gehen muss
Manchmal machen es beispielsweise medizinische Gründe – wenn die Mutter ernsthaft erkrankt oder Medikamente einnehmen muss, die dem Kind schaden – notwendig, von einem Tag auf den anderen abzustillen. Das kann für Mutter und Kind traumatisch sein, lässt sich aber nicht ändern. In diesem Fall nimmt die Mutter in der Regel ein Medikament ein, das die Freisetzung von Prolaktin im Körper hemmt und so die Milchproduktion drosselt. Da dies für sie mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Magenkrämpfen, Schwindel oder Muskelzittern verbunden sein kann, sollte das rasche Abstillen von einem Arzt oder eine Hebamme begleitet werden.
- Fazit:
Es gibt weder einen für alle gültigen „richtigen“ Zeitpunkt noch Patentrezepte fürs Abstillen. Wie lange Sie Ihr Kind auch stillen mögen und wann immer sich einer von Ihnen beiden zur Entwöhnung entschließt: Liebe und Geduld sind in dieser Phase das Wichtigste!
Abstillen: Tipps für den Busen
- Beide Brüste durchgängig kühlen – hier empfehlen sich Coolpacks oder Topfenwickel.
- Täglich vier bis fünf Tassen starken Salbei- oder Pfefferminztees über den Tag verteilt trinken.
- Milchstau vermeiden: Dies gelingt durch Ausstreichen der Milch (unter der warmen Dusche) oder nötigenfalls Abpumpen von gerade nur so viel Milch wie absolut nötig – andernfalls kurbeln Sie die Milchbildung wieder an!
- Einen straff sitzenden BH tragen.
- Als homöopathisches Mittel eignet sich Phytolacca für die Selbstbehandlung.