Viel wurde über die richtige Beikost für Säuglinge schon geschrieben, immer wieder haben sich die Empfehlungen im Lauf der Jahre und Jahrzehnte geändert. Nun gibt es aber fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema. Mamas und Papas, aufgepasst: so bleibt ihr Nachwuchs auch im späteren Leben gesund und schlank.
Der Grundstein für gesunde Ernährung wird bereits im Mutterleib und in der frühen Kindheit gelegt. Seit 2008 stellen daher die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), das Gesundheitsministerium sowie der Dachverband der Sozialversicherungsträger unter dem Motto „Richtig essen von Anfang an!“ via Website, YouTube, Broschüren und Workshops neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Ernährung von Schwangeren und Stillenden, Säuglingen und Kindern bereit.
Mit den Ergebnissen dieser wichtigen Arbeit wurde schon so mancher Mythos à la „kein Ei für Babys“ entlarvt!
Wann mit der Beikost beginnen?
Wann genau Sie mit der Einführung von Beikost beginnen, hängt im Wesentlichen von der individuellen Entwicklung Ihres Kindes ab. Aus ernährungsphysiologischen Gründen sollte aber frühestens mit Beginn des fünften Lebensmonats und spätestens mit Beginn des siebenten Lebensmonats das erste Löffelchen in Babys Mund landen.
- Wenn das Kind ein halbes Jahr alt ist, sind nämlich die Eisenspeicher aufgebraucht und der Zinkgehalt der Muttermilch nimmt ab.
- Für die optimale Versorgung sind anfangs daher gut verfügbare Eisen-, Zink- und Jodquellen wie Fleisch, Getreide und nährstoffreiche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchte) wichtig.
Achtung: Während der Beikost-Einführung sollte weiter gestillt oder Pre-Milchnahrung gegeben werden.
Die praktischen Quetschies sind als permanente Beikost übrigens keine Alternative, und das nicht nur, weil sie das Erlernen der Essfertigkeiten verzögern: Ihr hoher Zuckergehalt – auch wenn „kein Zucker zugesetzt“ ist, enthalten sie dank Fruchtsaftkonzentraten reichlich Zucker -, eine oft unausgewogene Nährstoffzusammensetzung und das (Dauer-)Nuckeln begünstigen die Entstehung von Karies und können zur Überfütterung führen. Außerdem verursachen sie unnötigen Verpackungsmüll!
Das Schmeckt!
Über Geschmack lässt sich grundsätzlich streiten, für Babys ist allerdings eines klar: „Was ich nicht kenne, ist bäh!“
Gestillte Babys zeigen sich hier etwas weniger kategorisch, weil Muttermilch sich Tag für Tag geschmacklich ändert: Sie enthält Geschmacksstoffe der von der Mutter verzehrten Speisen.
In der Regel bevorzugen Babys Nahrungsmittel, die süß schmecken. Während diese Präferenz angeboren ist, werden neue Geschmacksrichtungen zunächst einmal abgelehnt.
Erst nach etwa zehn- bis 16-maligem Kontakt mit einem neuen Lebensmittel gewöhnt sich das Baby daran, im zweiten Lebenshalbjahr rascher als danach: Nach dem ersten Lebensjahr ist es Neuem gegenüber eher skeptisch.
Das Wichtigste ist aber ohnehin die Vorbildwirkung der anderen Familienmitglieder: An deren Essverhalten orientiert sich das Baby nämlich.
DOS
- Nährstoffreiche Lebensmittel: Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Fisch, Eier, Kuhmilch und Kuhmilchprodukte (Joghurt, Butter- und Sauermilch)
- Gute Eisenquellen: Fleisch (Rind, Kalb, Schwein), Getreide und Hülsenfrüchte in Kombination mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln
- Gute Jodlieferanten: Meeresfisch und -früchte, Kuhmilch und Kuhmilchprodukte, Eier
Babys Speiseplan
Gleich vorweg: Vergessen Sie den Speiseplan! Weder ist es wichtig, welche Stillmahlzeit ersetzt wird, noch gibt es eine Empfehlung für den ersten Brei: Ob Fleisch-Kartoffel-Gemüse-Brei, Getreide-Obst Brei oder Milch-Getreide-Brei – womit Eltern das Beikostalter einläuten, bleibt ihnen überlassen. Hauptsache, auf Eisengehalt und ausreichende Jodzufuhr wird geachtet!
Gluten
Allerdings sollte das Baby nun in kleinen Mengen mit dem Eiweißbaustein Gluten Bekanntschaft machen, der in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Dinkel etc. enthalten ist. Der Erstkontakt mit glutenhaltigem Getreide im fünften und sechsten Lebensmonat kann der Entstehung von Typ-1-Diabetes, Weizenallergie, vor allem aber Zöliakie vorbeugen – einer durch Glutenunverträglichkeit ausgelösten Autoimmunerkrankung. Zunächst sollten pro Tag nicht mehr als sieben Gramm glutenhaltiger Getreideprodukte gegeben werden; das entspricht einer halben Scheibe zuckerfreien Zwiebacks, einer kleinen Scheibe Brot, einem Esslöffel gekochter Teigwaren oder Flocken. Für die Zöliakie- und Diabetesprävention ist entscheidend, dass in dieser Phase weiterhin gestillt wird.
Fisch, Ei & Co.: Entwarnung!
„Finger weg von Fisch und Ei bei Babys!“, hieß es noch vor nicht allzu langer Zeit. Galt beides lange als allergieauslösend oder -fördernd, geben Experten heute Entwarnung. Im Gegenteil: Fisch ist reich an hochwertigem Eiweiß und enthält wertvolle Omega-3-Fettsäuren, die wichtig für die Gehirnentwicklung bei Babys sind.
Darüber hinaus liefert vor allem Seefisch auch für Wachstum und Entwicklung des Nervensystems notwendiges Jod. Schonend gegart und grätenfrei sollte Fisch also fixer Bestandteil von Babys Speiseplan sein – ausgenommen fette Raubfische wie Thunfisch, Heilbutt oder Hecht, und zwar wegen der Quecksilberbelastung.
Gut eignen sich hingegen Saibling, Forelle und Lachs. Bei Letzterem aber unbedingt Wild- oder Biolachs verwenden – Lachse aus herkömmlicher Aquakultur sind stark schadstoffbelastet!
Das Ei wiederum ist ein wertvoller Eisen-, Zink- und Jodlieferant, sollte aber wegen einer möglichen Salmonelleninfektion gut gekocht sein. Und: Mit Maß und Ziel geben – ein Ei pro Tag ist definitiv zu viel des Guten!
Auch die lang verpönten Erdnüsse erfuhren eine Rehabilitierung: Gefährlich macht sie nicht ein allfälliges Allergiepotenzial, sondern eher ihre Form. Babys können die kleinen Nüsse leicht einatmen – daher nur in vermahlener Form verwenden!
Keine Angst vor Fett
Natürlich will niemand einen Wonneproppen voller Speckringe züchten. Und dennoch: Die Devise lautet „Ran ans Fett“! Babys haben einen kleinen Magen, benötigen also Nahrungsmittel mit hoher Energiedichte. Allerdings ist Fett nicht gleich Fett.
Zu bevorzugen sind hochwertige Pflanzenöle, denn sie fördern die motorischen Fähigkeiten, die Entwicklung des Sehsinnes und des Gehirns.
Sorgen Sie für Abwechslung und mischen Sie einmal einen Teelöffel Lein-, dann wieder Raps-, Walnuss-, Soja-, Weizenkeim- oder Olivenöl in den Babybrei, die alle einen hohen Anteil an α-Linolensäure haben. Bei Säuglingen im ersten Lebensjahr darf der Fettanteil der Nahrung bei 35 bis 45 Prozent liegen!
Vegetarische und vegane Ernährung
Die aktuelle Ausgabe der „Beikostempfehlungen“ der AGES nimmt auch das Thema „vegetarische und vegane Ernährung“ in den Fokus.
Kurz gesagt: Eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung, bei der auf Fleisch und Fisch, nicht aber auf Milch und Eier verzichtet wird, ist für gesunde Säuglinge (und deren Mütter) möglich. Um einer Unterversorgung vorzubeugen, sollte sie jedoch in Abstimmung mit Kinderarzt und Ernährungsexperten erfolgen.
- Von einer veganen Ernährung des Säuglings wird dagegen angesichts des hohen Risikos für Nährstoffdefizite und Gesundheitsstörungen dringend abgeraten.
- Vegan lebende Mütter sollten gezielt – und betreut vom Kinderarzt und einer Ernährungsfachkraft – auf eine ausreichende Zufuhr an Nährstoffen achten!
DON’TS
- Honig: Gefahr von Säuglings-Botulismus
- Speisen, die rohe Eier, rohen Fisch oder rohes Fleisch enthalten: Gefahr einer Lebensmittelinfektion
- Salz und salzhaltige Lebensmittel (Knabbergebäck, Laugenstangerl etc.): fördern Bluthochdruck und führen zu Gewöhnung an hohen Salzgehalt
- Schinken, Speck, Wurst etc.: zu hoher Salzgehalt, enthält Nitrat/Nitrit
- Innereien, insbesondere Leber: mögliche Schwermetallbelastung, hoher Vitamin-A-/Retinolgehalt
- fettreduzierte Lebensmittel: zu niedriger Energiegehalt
- scharfe Gewürze
- Zucker, zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke: u. a. wegen Zahngesundheit
- kohlensäure- und koffeinhaltige Getränke: hemmen Eisenaufnahme, erzeugen Unruhe
- kleine Lebensmittel wie Nüsse, Samen etc.: Gefahr des Einatmens
- Lebensmittel mit Kennzeichnung „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“
Wie viele Mahlzeiten pro Tag?
Wie oft Fütterung angesagt ist, richtet sich im Wesentlichen nach dem Appetit Ihres Babys. Rund 700 Kilokalorien braucht so ein Zwerg pro Tag. Natürlich muss man nun nicht mit dem Kalorienzählen beginnen. Beobachten Sie einfach Ihr Baby: Rudert es beim Anblick von Essen erwartungsvoll mit den Ärmchen und Beinchen, reißt es sein Mündchen auf und bewegt sich zum Löffel hin? Dann können Sie sicher sein, dass es Appetit hat.
Flüssigkeit
Mit Einführung der Beikost braucht Ihr Baby auch extra Flüssigkeit. Das ideale Getränk ist reines Leitungswasser. Sollte allerdings das Wasser in Ihrer Gegend zu hohe Nitratwerte aufweisen, ist abgefülltes Wasser ohne Kohlensäure, das es im Handel zu kaufen gibt, vorzuziehen. Wasser nicht in der Nuckelflasche, sondern immer im Becher geben!
Weitere Infos
www.richtigessenvonanfangan.at
Broschüren
- „Richtig essen von Anfang an! Babys erstes Löffelchen“
- „Jetzt ess ich mit den Großen! Richtig essen für Ein- bis Dreijährige“
Download unter www.richtigessenvonanfangan.at
Autor:in:
Eva Sorantin ist Chefredakteurin von NEW MOM & all4family, Mutter von vier Kindern und beruflich schon seit über 20 Jahren in der Verlagsbranche im Bereich Familienmedien tätig. Wenn sie nicht…