„Wir werden das Kind schon schaukeln“, denkt der werdende Vater und streicht sich über sein Bäuchlein. rückt der Geburtstermin näher, kommen jedoch erste Zweifel auf. keine Sorge: mit ein bisschen Vorbereitung wird Papa den neuen Aufgaben gewachsen sein!
Vater werden ist nicht schwer: Frei von Stimmungsschwankungen und körperlichen Beschwerden kann Papa in spe die Schwangerschaft als Begleiter genießen. Die Vorbereitung beschränkt sich vielfach darauf, zum Geburtsvorbereitungskurs mitgeschleppt zu werden. Dort tauchen jedoch oftmals Fragen auf: Möchte ich wirklich bei der Geburt dabei sein? Was hat sich die Natur nur dabei gedacht? Und: Wie kann ich meine Frau am besten unterstützen?
Frage klären: Will man dabei sein?
Dabei sein ist alles? Wenn es um den Beistand bei der Geburt geht, gilt es dies als Erstes zu klären. Denn nicht für jedes Paar ist die Anwesenheit des Mannes auch passend. Wer sich dem Naturereignis nicht stellen möchte, sollte seine Zweifel im Vorfeld ansprechen – so bleibt genug Zeit, eine andere Vertrauensperson um Unterstützung zu bitten.
Der Vater kann auch nach der Geburt „einfach da“ sein und in seine neue Rolle schlüpfen. Wer sich indes entscheidet, an der Seite seiner Frau zu bleiben, sollte sich auf ein gewisses Ohnmachtsgefühl einstellen: Während frau Schmerzen hat und Großes leistet, kann man(n) ihr nichts davon abnehmen … schwierig für Männer, die sich gerne gebraucht fühlen und einbringen! Aber: Selbst wenn der Großteil der Arbeit von Profis abgedeckt wird, gibt es vieles, womit Väter aktiv unterstützen können. Das Wichtigste: einfach da sein!
Wochenbettmanager
Babys Ankunft folgt eine Zeit, die kaum etwas besser beschreiben kann als die beiden Wörter, aus denen sich ihr Name zusammensetzt: Wochen-Bett. Mama und Baby sollen sich im Bett von den körperlichen Strapazen erholen. Der große Auftritt des Vaters ist gekommen, und mit ihm beginnen wunderbare Momente des Bindungsaufbaus zum Baby: Kuscheln, Wickeln und Wiegen sind Aufgaben, die Papa gut übernehmen kann. Dem väterlichen Management obliegt es außerdem, liebevollen Zuspruch zu geben, den Haushalt zu führen und Besucherströme freundlich, aber bestimmt einzudämmen.
Optimal wäre es, wenn sich der frischgebackene Vater einige Wochen Urlaub nehmen könnte – schließlich fordert die große Umstellung auf die neue Lebenssituation ihren Tribut!
Geduld
Partnerschaften leiden anfangs manchmal unter der Erschöpfung aller Beteiligten und darunter, dass die Hingabe der Frau nun vor allem dem Baby zuteilwird. Bis der Wochenfluss versiegt ist, wird ohnehin von Geschlechtsverkehr abgeraten.
Die hormonelle Situation unterdrückt zudem das Lustempfinden von Frauen, das erst nach und nach zurückkehrt. Zärtlichkeiten und liebevolle Gesten fallen gerade jetzt auf fruchtbaren Boden. Mit Gelassenheit und gegenseitigem Verständnis kann die Wochenbettzeit zu einer unglaublich bereichernden Erfahrung für alle werden. Sorgen sind jedenfalls nicht angebracht: Liebe lässt sich problemlos teilen … und wird durch ein Kind in einer völlig neuen Dimension erlebbar!
Tipps zur Unterstützung während der Geburt
- Sanfte Berührungen erinnern die Gebärende, nicht die Zähne zusammenzubeißen, sondern die Wehe gewähren zu lassen.
- Streichen Sie sanft über die Fußrücken Ihrer Partnerin, wenn sich ihre Zehen aufstellen oder einrollen.
- Tolerieren Sie, wenn Berührungen, die eben noch eine Wohltat waren, Sekunden später abgewiesen werden.
Nicht aufgeben und später erneut einen Versuch wagen! - Nehmen Sie Ihre Frau an der Hüfte und schwingen Sie kreisend im Takt der Wehe das Becken.
- Achten Sie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr für Ihre Frau.
Eine Fahrradflasche ist optimal: So kann in jeder Position getrunken werden, ohne etwas zu verschütten. - Eine volle Blase nimmt dem Baby die Möglichkeit, tiefer zu rutschen. Erinnern Sie Ihre Frau daran, auf die Toilette zu gehen.
- Im Bereich der Lendenwirbelsäule werden Wehen häufig als sehr unangenehm empfunden – umso wohltuender wirkt eine Massage der Michaelis-Raute. Sie lässt sich leicht finden, weil das rautenförmige Viereck oft durch Grübchen markiert ist.
- Geben Sie Nähe und Sicherheit, indem Sie sich als „lebendes Sofa“ hinter Ihre Partnerin setzen. Das stärkt nicht nur sinnbildlich den Rücken!
- Achten Sie auf reichlich Frischluft und kümmern Sie sich um alles, was Ihre Partnerin braucht: Süßes aus der Cafeteria oder ein kühles Tuch zur Erfrischung.
- Im Kreißsaal passiert eine ganze Menge. Bevor Sie Nervosität verbreiten, fragen Sie nach: Der Arzt oder die Hebamme erklärt sicher gerne, was gerade Sache ist!
- Sie sind lange auf den Beinen und unterstützen Ihre Partnerin tatkräftig. Vergessen Sie nicht aufs Essen und Trinken. Schließlich wollen Sie im Kreißsaal ja nicht umfallen, oder?
Liebe auf den ersten Blick
Die ersten Stunden mit dem Neugeborenen werden von Vätern als besonders magisch und unwiederbringlich beschrieben. Diese innige Bindung mit dem Baby stärkt den Familienzusammenhalt und die Rolle des Vaters ein Leben lang. Die Geschichten von Vätern, die im Kreißsaal umgekippt sein sollen, stammen übrigens auch meist aus der Phase kurz nach der Geburt. Zu diesem Zeitpunkt liegt häufig der Geruch von Blut, Ausscheidungsprodukten und verbrauchter Luft im Raum und nach Stunden der Wehenarbeit fällt die Anspannung von allen ab. Wenn das Baby den erlösenden ersten Schrei macht, werden nicht nur das Herz, sondern bei manchen Vätern auch die Knie ganz weich. Umfallen tun aber tatsächlich die wenigsten.
Kliniktasche für werdende Väter
Auch Mann benötigt im Krankenhaus ein paar Dinge. Die sollte er am besten vorab packen. Denn am Tag X gibt es Wichtigeres zu bedenken … Und wenn Mutter und Vater jeweils eine eigene Tasche haben, vermeidet man lästiges Suchen, Nachfragen („Wo ist denn …?“) und damit unnötigen Stress.
- bequeme Kleidung, auch zum Wechseln
- bequeme Schuhe
- Hygieneartikel (Zahnputzzeug, Deo …)
- Snacks (Müsliriegel …) und Getränk
- Kleingeld für Parkhaus und Kaffeeautomaten
- Lesestoff (falls es länger dauern sollte)
- Smartphone inklusive Ladekabel
- ev. Fotoapparat mit Ersatzakku
Infos über Amtswege
Checkliste Behördenwege
Informationen, Formulare und Zugang zum „Digitalen Babypoint“
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Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel