Nach jeder Mahlzeit spuckt der Säugling eine gehörige Portion Milch aus, sobald er zum „Bäuerchen“ hochgenommen wird. Die Szenerie wirkt keinesfalls krankhaft, ja, nahezu harmonisch. Denn der zufriedene Nimmersatt hängt völlig entspannt wie die „Made im Speck“ über der Schulter seiner Mama und rülpst herzhaft, ehe er mit einem Seufzer in einen tiefen Schlaf fällt.
Immer wenn das Aufstoßen ein bisschen auf sich warten lässt und das Baby bereits in seinem Bettchen liegt, beginnt es nochmal zu quengeln, möchte hochgenommen werden … und erst nachdem die Luft mit einem Rülpser entwichen ist, kann es einschlafen. Kommt jetzt ein Teil der Mahlzeit hoch, quillt die Milch wie eine kleine Portion Frischkäse aus dem Mündchen hervor. Dem Ganzen ist immer eine gierige Stillmahlzeit vorausgegangen, bei der wohl vor lauter Aufregung zu viel Luft eingesaugt oder über den Durst getrunken wurde. Aber auch wenn Kinder genüsslich und langsam saugen, ist es normal, wenn die Spuckwindel pro Mahlzeit 5 bis 10 ml Milch auffängt.
Schließlich ist das Flüssigkeitsvolumen jeder (Still-) Mahlzeit ab der Geburt beachtlich gestiegen, der Magen aber immer noch recht klein.
- Der Höhepunkt des Spuckens liegt daher zwischen dem zweiten und dem sechsten Lebensmonat
- bei 85 Prozent aller Kinder ist der Spuk nach einem Jahr gänzlich überstanden
REFLUX-BABYS
Bitter wird das Aufstoßen, wenn das Baby körperlich darunter leidet und der eben beschriebene gastroösophageale Reflux (GER) zur gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) wird.
Dabei kann der untere Schließmuskel der Speiseröhre den Rücklauf aus dem Magen nicht verhindern, Speisereste und Magensäure stoßen dem Baby sauer auf. Kein Wunder, dass es sich unwohl fühlt, gereizt wirkt und nicht besonders gut gedeiht.
Typische Begleitsymptome können
- ein chronischer Husten, Keuchen oder Geräusche beim Einatmen (Stridor)
- und in seltenen Fällen kurze Episoden von Atemnot sein.
Die Gründe für den Rücklauf der Nahrung können folgende sein:
- Überfütterung,
- Nahrungsmittelallergien
- der verzögerten Entleerung des Magens
- Stoffwechselerkrankungen
- bis hin zu chronischen Lungenerkrankungen oder anatomischen Abweichungen.
- Am wohl bekanntesten ist die Pylorusstenose: eine Verdickung des Magenpförtners, des Ringmuskels am Magenausgang. Betroffene Kinder speien dann schwallartig nach der Mahlzeit. Da in diesem Fall nicht genug Nahrung aufgenommen werden kann, kommt es zu raschem Gewichts- und Flüssigkeitsverlust. Das erkrankte Baby gehört unbedingt in kinderärztliche Hände!
DEN SPUK BEENDEN – DAS HILFT!
Wenn das Spucken dazu führt, dass das Baby darunter leidet, und der Kinderarzt andere Erkrankungen ausschließen konnte, wird versucht, die Nahrungsaufnahme zu harmonisieren.
- In einem ersten Schritt sollte der Säugling keinem Tabakrauch ausgesetzt werden und sollten stillende Mütter auf Koffein und Tabak verzichten.
- Für Flaschenkinder kann man die Nahrung mit Getreidestärke eindicken (die genaue Vorgehensweise mit dem Kinderarzt absprechen!) oder zu einer Antireflux-Nahrung greifen.
- Spuckt das Baby, weil es an einer Nahrungsmittelallergie leidet, kann hypoallergene Nahrung gegeben werden.
- Kleinere und dafür häufigere Mahlzeiten sowie ein Bäuerchen bereits während des Essens bringen eine Linderung der Beschwerden.
Das Baby wird auch besser genießen können, wenn in einer entspannten Atmosphäre gefüttert und dafür genug Zeit eingeräumt wird.
- Gibt das Baby das Signal, satt zu sein, sollte es keinesfalls dazu gezwungen werden, das Fläschchen auszutrinken. Es spürt schließlich selbst am besten, wann es genug hat.
- Nach dem Füttern hilft es, das Baby für etwa 20 Minuten in aufrechter Position zu halten oder es auf einer leicht erhöhten Liegefläche (bis zu 45 Grad) auf der linken Körperseite abzulegen.
Babys, die „nur“ ein feuchtes Bäuerchen fabrizieren, denen es dabei aber sichtlich gut geht, brauchen keine besondere Ernährung. Zu enge Windel und ein festes Bündchen drücken jedoch naturgemäß allen auf ein sattes Bäuchlein – unbedingt also bequeme Strampelhosen anziehen! Apropos anziehen: Packen Sie für sich immer ein Reserve-T-Shirt und jede Menge Spuckwindeln in die Windeltasche, bis der Spuk ein Ende hat.
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel