Vorfreude und Glücksgefühle sind zu erwartende Begleiter in der Schwangerschaft. Oftmals kommen Jedoch gesundheitliche Herausforderungen und mit ihnen Sorgen und Ängste hinzu. Bei Mehrgewicht gilt die Schwangerschaft Schnell als „Risikoschwangerschaft“. Welche werdende Mama hört das schon gerne? Was man tun kann, um diese Lebensphase als Neustart zu nutzen – für das Baby, sich selbst, im besten Fall Aber für die ganze Familie!
- Ein erhöhter Body-Mass-Index (über 25 kg/m²) und damit „Übergewicht“ betrifft in etwa jede vierte gebärfähige Frau in Österreich.
- Bei rund jeder Zehnten ist es ein BMI über 30 kg/m² und somit „Adipositas“.
Niemand ist mit dieser Herausforderung also allein. Allerdings geht mit Mehrgewicht häufiger – im Vergleich zu Normalgewichtigen – eine Vorgeschichte von Fehlgeburten, Frühgeburtlichkeit oder Kaiserschnittentbindung einher (bedingt durch Makrosomie, also besonders große Kinder, oder Probleme mit der Sauerstoffversorgung des Babys während der Geburt).
Die Wahrscheinlichkeit, an Gestationsdiabetes (auch Schwangerschaftsdiabetes genannt) zu erkranken, steigt, ausgelöst durch ein Ungleichgewicht des vorhandenen körpereigenen Insulins und der Menge der zu versorgenden Körperzellen. Auch auf das Kind hat es im weiteren Leben einen Einfluss. Wenn Kinder mit einem erhöhten Körperfettanteil zur Welt kommen, erhöht sich das Risiko, selbst später übergewichtig oder adipös zu werden.
Was tun während der Schwangerschaft?
Eine Gewichtsabnahme während der Schwangerschaft ist auf keinen Fall empfohlen, ein gesunder Lebensstil aber gerade in dieser Zeit enorm wichtig für Mama und Kind. Bei der Einordnung der Gewichtszunahme helfen der Mutter-Kind-Pass und die dahinterstehende Beratung. Generell liegt die Empfehlung diesbezüglich bei
- 5 bis 9 Kilogramm bei einem BMI über 30 kg/m²
- 7 bis 11,5 Kilo bei einem BMI über 25 kg/m²
- Am wenigsten nimmt man im ersten Trimester zu.
- Im zweiten und dritten Trimester dürfen es pro Woche durchschnittlich ungefähr 250 Gramm sein.
Was füllt den Magen?
In der Schwangerschaft für zwei essen dürfen? Schon lange gilt das nicht mehr. Qualitativ ja, quantitativ nein! Mit ein bisschen Planung lassen sich aber auch Schwangerschaftsgelüste und gesunde Ernährung unter einen Hut bringen.
Gesund ernähren in der Schwangerschaft | |
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Flüssigkeit | Mindestens 1,5-2 Liter täglich |
Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte | 5 – 6 Handvoll täglich (nur Handvoll davon Obst) |
Fleisch, Fisch und Ei | pro Woche 3 x Fleisch, 2 x Fisch (handtellergroß), ungefähr 3 Eier |
Milch und Milchprodukte | 3 x täglich 1 Portion (3 Blatt Käse, 1 Tasse Milch/Becher Joghurt) |
Getreide, Brot und Kartoffeln | 3 Portionen täglich (1 Handfläche oder 1 große Faust) |
Süßigkeiten und Knabbereien | maximal 1 x täglich eine kleine Portion |
Gesund ernähren in der Schwangerschaft
Die Basis bildet ausreichend Flüssigkeit, im besten Fall Leitungswasser oder Mineralwasser.
- Kohlensäure sollte nur gegen Ende der Schwangerschaft bei vermehrtem Sodbrennen gemieden werden.
- Alkohol und mehr als drei Tassen koffeinhaltiger Getränke sind tabu.
- Ebenso sollen zuckerhaltige Getränke wie Limonaden oder Fruchtsäfte gemieden werden, und auch Light-Getränke nur mit Bedacht einsetzen – der ständige Süßgeschmack kann das Verlangen nach Süßem fördern.
Den Teller zumindest zur Hälfte anfüllen kann und soll man mit Gemüse, Salat und Hülsenfrüchten – greifen Sie zu und gestalten Sie Ihren Teller bunt, abwechslungsreich und saisonal!
Ein Viertel des Tellers nimmt die Beilage ein, wenn möglich in einer Vollkornvariante, und das letzte Viertel die Eiweißportion: Fleisch von guter Qualität und Fisch. Meeresfisch mit Bio-Zertifikat oder aus Wildfang ist erlaubt und erwünscht, er liefert wertvolle Omega-3-Fettsäuren und wichtiges Vitamin D. Vergessen Sie allerdings nicht auf das geltende Gebot, rohen Fisch, rohes Fleisch sowie Wurstwaren, Rohmilchprodukte und rohes oder halbrohes Ei jedenfalls zu meiden.
Milchprodukte decken Ihren Calciumbedarf, greifen Sie aber zur fettarmen Variante. Süßigkeiten und Knabbereien sollten eine Ausnahme bilden, sie liefern neben viel Fett und Zucker oder Salz meist nur wenig Wertvolles. Der Süßhunger lässt sich durch Obst oder etwa selbstgekochten Pudding abfangen, und zum Knabbern ist eine kleine Handvoll ungesalzener Nüsse eine gesunde, wenngleich kalorienreiche Alternative, die aber reichlich B-Vitamine, pflanzliches Eisen und hochwertige Fette liefert und sogar bei Übelkeit helfen kann.
- Geht es denn auch vegetarisch? Ja, wenn man gut kombiniert und auf ausreichend pflanzliches Eisen achtet.
- Und vegan? Ja, dabei sollte man allerdings gezielt eine ernährungsmedizinische Beratung in Anspruch nehmen und ausreichende Supplementation bedenken.
Bei Fragen hilft Ihr Arzt!
Gynäkologen sind die richtigen Ansprechpartner bezüglich einzunehmender Supplemente. Folsäure sollte bereits vor der Empfängnis und vor allem in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft eingenommen werden, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen. Eine Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels im Blut (angestrebter Zielwert 50 nmol/l) kann helfen einzuordnen, ob auch hier eine Einnahme sinnvoll ist, da es einen Zusammenhang mit Diabetes und Frühgeburtlichkeit gibt und Frauen mit Mehrgewicht zumeist einen zu niedrigen Spiegel aufweisen.
Das Baby ist da – Und Jetzt?
Stillen ist nicht nur die ideale Ernährung für Ihr Baby, es hilft auch Ihnen selbst. Wie? Durch regelmäßiges Stillen verbraucht man Energie, ungefähr 500 Kilokalorien pro Tag – das hilft beim Abnehmen nach der Entbindung. Weiters funktioniert durch das Bindungshormon Oxytocin die Rückbildung schneller und es stabilisiert die emotionale Situation. Durch das Stillen hat man die richtige Menge Milch in der richtigen Temperatur immer zur Hand und kann so auch möglichst rasch wieder einen aktiven Lebensstil aufnehmen.
Für das Baby ist das Risiko für Übergewicht ab einer Stilldauer von drei Monaten reduziert, die WHO empfiehlt ausschließliches Stillen bis zum Beikostbeginn, danach ergänzend bis zum zweiten Lebensjahr und darüber hinaus, wenn Mama und Kind das wollen. Vorbereitet muss es allerdings sein! Das Fettgewebe oder auch ein Gestationsdiabetes kann die ausreichende Milchproduktion etwas verzögern, also braucht es Motivation und häufiges Anlegen. Das Baby sollte ab der Entbindung mindestens acht bis zwölf Mal täglich bzw. spätestens alle zwei bis drei Stunden angelegt werden – egal, wer gerade zu Besuch ist oder wo man gerade ist. Holen Sie sich bei Bedarf professionelle Unterstützung durch eine Still- und Laktationsberaterin oder Ihre Hebamme.
Ein guter Start für eine fitte Familie
Die Umstellung des Lebensstils während der Schwangerschaft beeinflusst das Baby nicht nur im Bauch. Es wird in eine Umgebung geboren, in der es genau diesen aktiven und gesunden Lebensstil von seinen Eltern erlernen kann. Damit ist der beste Grundstein für eine gesunde Familie gelegt!
Autor:in:
Verena Heu ist Diätologin, BSc MAS MSc IBCLC und arbeitet seit 20 Jahren im Bereich der Kinderernährung und lernt jeden Tag, nicht zuletzt durch ihre eigenen Kinder, etwas dazu. Aktuelle…