Tragehilfen für Babys
von Eva Sorantin

Ob bäuchlings oder huckepack - das 1 x 1 des richtigen Tragens
Biologisch gesehen ist der Mensch ein Tragling. Daran können auch ein paar Jahrzehnte Kinderwagen nichts ändern. Was für Afrikanerinnen babyleicht scheint, ist für uns Europäerinnen jedoch eine Wissenschaft: Welche Tragehilfe ist die richtige? Was bedeutet "Spreiz-Anhock-Haltung"? Und wie bindet man bitteschön ein Tragetuch?
Die Zeiten, da Passanten mitleidig den Kopf schüttelten, wenn sie ein Baby im Tragetuch erspähten, sind gottlob vorüber. Mittlerweile ist das Tragen von Babys nicht nur gesellschaftlich akzeptiert, sondern wird geradezu eingefordert, erfüllt es doch die natürlichen Bedürfnisse eines kleinen Menschenkindes.
Unbestritten sind die vielen Vorteile, die das Tragen bietet. Völker, bei denen man die Kinder eng an den Körper bindet, kennen kaum Hüftfehlstellungen: Schließlich fördert die Haltung, die das Kind - richtig getragen - einnimmt, die Hüftentwicklung. Zudem wirkt der enge Körperkontakt beruhigend, Bauchschmerzen werden durch die sanfte Bewegung gelindert, und - nicht zu unterschätzen - Mama oder Papa haben beide Hände frei.
Welches Modell ist das richtige?
Nicht allen Eltern ist jedes Modell sympathisch, und Babys haben sowieso ihren eigenen Willen. Wie also zum passenden Stück gelangen? Zunächst ist es - neben der korrekten Handhabung - wichtig, dass man gut damit zurechtkommt. Kaum ein Baby akzeptiert ewiges Herumgewurstel ohne ohrenbetäubendes Geschrei.
Auch wenn der Rest im Wesentlichen eine Frage des Geschmacks ist, gibt es doch einige Anforderungen, die Tragehilfen auf jeden Fall erfüllen sollten:
- Da die Rückenmuskulatur von Säuglingen noch nicht stark genug ist, muss man speziell beim senkrechten Tragen darauf achten, dass die Tragehilfe eng am Rücken des Babys anliegt und gut stützt. Das Baby darf weder zur Seite kippen noch in sich zusammensacken.
- Der Rückenteil einer Tragehilfe muss den - bei Babys unverhältnismäßig großen - Kopf gut stützen. Keinesfalls darf das Babyköpfchen im Schlaf nach hinten oder zur Seite kippen.
- Die Tragehilfe sollte in Länge und Weite möglichst stufenlos verstellbar sein, um sich optimal an das wachsende Kind anzupassen.
- Um eine anatomisch korrekte Spreiz-Anhock-Haltung zu ermöglichen, sollten die Beinöffnungen zur Seite und nach vorne, keinesfalls jedoch nach unten zeigen. Bei der Spreiz-Anhock-Haltung, die Neugeborene und Babys typischerweise aufweisen, sind die Hüftgelenke nach vorne orientiert, die Oberschenkel ungefähr im 60- bis 90-Grad-Winkel zueinander gespreizt und in einem Winkel von 90 bis 110 Grad nach vorne oben angehockt. Diese natürliche Haltung nimmt ein Baby ein, wenn man es hochhebt. In der Tragehilfe sollte der Popo des Babys daher stets auch etwas niedriger als die Knie positioniert sein.
- Um diese Spreiz-Anhock-Stellung zu unterstützen, darf der Steg zwischen den Beinchen des Babys nicht zu schmal sein. Eine Faustregel: Er sollte ungefähr von Kniekehle zu Kniekehle des Babys reichen.
- Achten Sie auf das Material der Tragehilfe: Es sollte weder zu nachgiebig noch zu steif und jedenfalls frei von Schadstoffen sein. Auf keinen Fall darf es das Baby irgendwo einschneiden.

Universalgenie
Unter allen Tragehilfen stellt das Tragetuch die universellste Variante dar. Ob Wiegehaltung, Bauch-, Hüftoder Rückentrage: Ein Tragetuch macht so gut wie alles mit ... und kann außerdem vom ersten Lebenstag bis etwa zum dritten Lebensjahr verwendet werden.
Nachteil: Man braucht etwas Übung und Geduld beim Binden.
Tragetücher gibt es in unzähligen Designs und Qualitäten – viel Spaß beim Auswählen!

Tragetuch Variante
Aus dem Tragetuch haben sich verschiedene Varianten entwickelt, beispielsweise der Ring-Sling.
Das Tuch lässt sich mithilfe von Ringen zu einer "fertigen" Tragehilfe umwandeln und nach Bedarf mühelos straffziehen oder lockern.
Beim Ring-Sling sitzt das Baby vorzugsweise auf Mamas Hüfte.
Neugeborene kann man auch vor der Brust.
Etwas ältere Kinder dann auf dem Rücken tragen.

Mei Tais
Das Missing Link zwischen Tragetuch und Komforttrage bilden die asiatischen Mei Tais, die sich auch in Europa längst durchgesetzt haben: Diese weichen Tragehilfen kommen ohne Schnallen aus und passen sich daher flexibel an jede Größe an.
In einem Mei Tai lässt sich das Baby vorne am Bauch oder auch auf dem Rücken tragen.

Unter Verschluss
Im Unterschied zum Mei Tai schließt man den Hüftgurt bei einer Half-Buckle-Trage mit einer Schnalle oder einem Klettverschluss, die Träger werden flexibel gebunden.
Die Full-Buckle-Trage wiederum arbeitet überall mit Verschlüssen.
Stokke® Limas™ Babytragen

Ohne Binden und Knoten
Das Babytuch des gleichnamigen österreichischen Labels ist ein Tragetuch zum Hineinschlüpfen, das ganz ohne Binden und Knoten auskommt!
Das Baby kann damit in den drei verschiedenen Positionen Kreuztrage, Wiegehaltung oder Hüftsitz getragen werden – einfacher geht’s nicht!

Sorgsam Geschnallt
Bei Rookie handelt es sich um eine Full-Buckle-Trage, man stellt also sowohl den Hüftgurt als auch die Schulterträger mittels Schnalle auf die richtige Größe ein.
Das macht Rookie zur idealen Tragehilfe für Eltern, die mit Binden und Knoten nichts am Hut haben.
Auch hier sitzt das Baby ergonomisch perfekt in der Spreiz-Anhock-Haltung, eine integrierte Stütze gibt dem Babyköpfchen Halt.
DREI UNWAHRHEITEN ÜBER DAS TRAGEN VON BABYS
- Das Baby bekommt im Tragetuch schlecht Luft!"
Falsch! Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Babys im Tragetuch vollkommen normal atmen. - "Langes Tragen in einem Tragetuch oder einer Komforttrage schadet dem Rücken des Babys!"
Falsch! Durch das Tragen wird ganz im Gegenteil die gesunde Hüftentwicklung gefördert. Ist das Tragetuch korrekt gebunden oder wird eine geeignete Tragehilfe ordnungsgemäß verwendet, ist der Rücken des Babys gut geschützt. - "Durch häufiges Tragen wird das Baby verwöhnt"
Falsch! Getragen zu werden ist ein Grundbedürfnis des Säuglings. Durch die Befriedigung seiner natürlichen Urinstinkte kann man ein Baby nicht verwöhnen!
Fotos: Hersteller
Autorin
Eva Sorantin ist Chefredakteurin von NEW MOM, Mutter von vier Kindern und beruflich schon seit über 20 Jahren in der Verlagsbranche im Bereich Familienmedien tätig. Wenn sie nicht gerade für NEW MOM Artikel schreibt, findet man sie viel in der freien Natur beim Wandern, Radfahren oder Schwimmen.