Wünsche an die Zahnfee
Das Baby sabbert, ist quengelig und unzufrieden. Bekommt es etwa seine ersten Zähnchen? Gut möglich, denn wenn sich die Milchzähne durch das Zahnfleisch schieben, machen sich neben den kleinen Beißerchen häufig auch unangenehme Begleiterscheinungen bemerkbar.
Wie herzig, wenn Babys beim Lachen die ersten Zähnchen zeigen! Meist sind es die mittleren beiden Schneidezähne in der unteren Zahnleiste, die mit etwa einem halben Jahr zum Vorschein kommen – gefolgt vom Schneidezahnpaar in der Mitte des Oberkiefers. Bis spätestens zum 30. Lebensmonat bilden Babys das volle Milchgebiss aus. Dann beißt das Kind mit 20 Milchzähnen zu, deren Anlage bereits zwischen dem vierten und sechsten Schwangerschaftsmonat ihren Anfang genommen hat. Das Milchgebiss dient aber nicht nur der Zerkleinerung der Nahrung. Es formt und erhält auch den unteren Teil des Gesichts und erfüllt Platzhalterfunktion für die Nachfolger.
DAS ZAHNEN
Dem Zahnen, wie man die Zeit des Durchbrechens der ersten Zähne im Volksmund gern nennt, werden viele Begleiterscheinungen nachgesagt:
- vermehrte Speichelbildung,
- Ohrenschmerzen,
- Infekte,
- Appetitmangel,
- Schlafstörungen,
- Durchfall,
- Bronchitis
- und Fieber.
Fühlt man diesen Symptomen mithilfe von Studien auf den Zahn, gelangt man zu erstaunlichen Erkenntnissen: Die Vorderzähne machen oft mehr Probleme als die Backenzähne, und durch Schwellungen, Zahnfleischbluten, Entzündungen, Durchbruchshämatome oder kleine Zysten (dabei füllen sich die Follikeltaschen des Zahnes durch lokale Reizungen) kann die Körpertemperatur leicht ansteigen.
Echtes Fieber und Infekte löst Zahnen aber nicht aus – in diesen Fällen muss eine andere Ursache dahinterstecken. Die Zeit des „Zähnekriegens“ fällt schlichtweg in eine Lebensphase, in der sich das kindliche Immunsystem ausbildet und auch der Schutz durch mütterliche Antikörper langsam abnimmt. Kinder sind nun von Natur aus häufiger krank. Weil aber alles so nahe beisammenliegt, wird das Zahnen leicht mit milderen Verläufen von Infektionskrankheiten verwechselt. Der Mythos, dass es mit hohem Fieber einhergeht, lässt sich daher nur schwer ausräumen.
WAS HILFT BEIM ZAHNEN?
Obwohl die Zahnfee meist erst ins Spiel kommt, wenn die Milchzähne bereits ausfallen, dürfen sich auch Babys etwas von ihr wünschen.
- Für Geplagte sind Beißringe, die gekühlt werden können, ein wünschenswertes und sehr cooles Angebot. Denn das Kauen auf dem kühlenden Spielzeug wirkt wie eine sanfte Massage der Kieferleisten, und durch die Kühle ziehen sich die Gefäße zusammen. Beides bringt Linderung – wie auch leckere Biskuits oder die eigene Faust, die jetzt vermehrt im Mund hin- und hergeschoben wird.
- Kinderärzte, die sich mit Homöopathie auskennen, verschreiben ihren kleinen Patienten vielleicht Belladonna-, Chamomilla-, Calcium-carbonicum- oder Calcium-phosphoricum- Globuli.
- Und dann wäre da noch die Zahnungskette: Hildegard von Bingen erwähnte bereits im 12. Jahrhundert die lindernde Kraft von Bernsteinharzen, deren Wirkweise freilich durch keine wissenschaftliche Untersuchung gesichert ist. Dennoch steht die Bernsteinkette oftmals auf der Wunschliste für die Zahnfee. Damit das Schmuckstück aber auch sicher für das Baby ist, muss die Kette zwischen 33 und 35 Zentimetern lang sein, einzeln verknotete Bernsteinperlen und eine Sollbruchstelle (eventuell einen Magnetverschluss) haben.
- Aus dem schulmedizinischen Arzneischrank kommen mitunter Paracetamol, Ibuprofen und Benzocain zum Einsatz. Ohne ärztliche Absprache sollte man Medikamente aber besser nicht verabreichen.
Liebevolle Umarmungen hingegen können ganz uneingeschränkt ausgeteilt werden. Dafür gibt es keine überdosis – nicht einmal, wenn lange alle Zähne da sind und die Zahnfee schon darauf wartet, einen Herzenswunsch zu erfüllen … für den ersten ausgefallenen Milchzahn.
Milchzahnpflege
Babys kommen mit gesunden Zähnen zur Welt. Doch der Zahnschmelz, der den Zahn ummantelt und schützende Funktion hat, ist bei Milchzähnen nur halb so dick wie bei den Zähnen Erwachsener und hat einen geringeren Mineralstoffgehalt. Daher sind Milchzähne besonders anfällig für Karies und bedürfen sorgsamer Pflege.
Mit Kariesbakterien, den Übeltätern für Zahnlöcher und Schmerzen, kommen Kinder durch Ansteckung in Berührung. Dies passiert häufig durch unbedachtes Abschlecken des Schnullers oder gemeinsam verwendetes Besteck. Eltern sollten in dieser Zeit daher ganz besonders auf die eigene Mund- und Zahnpflege achten und befallene Zähne sanieren lassen. Zudem sind sie große Vorbilder auch in Sachen Zahnpflege – das Thema sollte mit großer Selbstverständlichkeit in aller Munde sein.
Zahnpflege beginnt schon, wenn der erste winzige Zahn am Durchbrechen ist, sich also gerade durch das Zahnfleisch kämpft und noch flach auf der Zahnleiste aufliegt. Dann wird er am besten mit einem Tuch oder einem Wattestäbchen abgewischt – als würde man einen Edelstein polieren. Ja, Zähne sollten tatsächlich wie Schätze behandelt werden. Schon ab dem ersten Zahn heißt es putzen.
Natürlich brauchen auch Babys, die voll gestillt werden, eine eigene kleine Zahnbürste. Denn Muttermilch enthält Zucker, und der ist mindestens einmal, besser zweimal täglich wegzuputzen. Bis Kinder schreiben können, müssen Eltern die anspruchsvolle Aufgabe des Zähneputzens übernehmen. Denn erst, wenn die Handmotorik gut genug ausgebildet ist, kann der komplexe Putzvorgang von Kindeshand durchführt werden.
- Zähneputzen lässt sich mit Kindern übrigens ganz spielerisch umsetzen: Zahnputzlieder, bunte Zahnbürsten und Belohnungssysteme machen die täglich wiederkehrenden Minuten der Mundhygiene zu einem vergnüglichen Ritual.
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel