Ein möglicher Geburtstermin
Meist beginnt eine Geburt mit Wehen, die stetig stärker und länger werden. Erst im Verlauf der Geburt platzt irgendwann die Fruchtblase. Manchmal ist es auch umgekehrt. Was passiert aber, wenn das Fruchtwasser abgegangen ist?
Rund um den Geburtstermin zeigt der Körper mit einigen Vorboten an, dass er sich auf die Geburt vorbereitet. Vorwehen und das vermehrte Abgehen von Schleim aus der Scheide sind Anzeichen dafür, dass das Baby bald auf die Welt kommen wird. Verflüssigt sich der Schleim stark, lässt er sich manchmal von einem vorzeitigen Blasensprung nicht sicher unterscheiden. Bei Unsicherheiten sollte daher eine Kontrolle im Krankenhaus oder bei der Hebamme gemacht werden.
Denn sobald die Fruchtblase gesprungen ist, hat die Geburt begonnen und das Baby sollte in den nächsten Stunden geboren werden. Nicht selten wird ein Geburtsbeginn mit Blasensprung zur Geduldsprobe. Bis die ersten Wehen einsetzen, kann es nämlich ein paar Stunden dauern. Manchmal wird nach ein bisschen Zuwarten mit Medikamenten die Reifung des Gebärmutterhalses vorangetrieben. Ist er schließlich bereit, sich zu öffnen, setzen die Wehen ein.
Bei einem reifen Befund des Gebärmutterhalses zum Zeitpunkt des Blasensprungs kann ein „Wehentropf“ – eine Infusion mit Oxytocin – zum Einsatz kommen, sollten die ersten natürlichen Wehen nicht ohnedies von selbst einsetzen. Da die Fruchtblase das Baby vor aufsteigenden Keimen schützt, wird der Mutter im Falle eines vorzeitigen Blasensprungs nach ein paar Stunden eine Antibiotikainfusion verabreicht. Das Baby soll auf diese Weise über die Nabelschnur vor Infektionen bewahrt werden.
Viele Empfehlungen, wie bei einem Blasensprung vorzugehen sei, werden aktuell gerade hinterfragt und durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse bereichert. Von Klinik zu Klinik geht man bisweilen unterschiedlich vor. Weit verbreitet ist der liegende Transport, um einem Nabelschnurvorfall entgegenzuwirken. So ein Notfall ist freilich selten und lässt sich durch die Lagerung der Mutter nicht nachweislich beeinflussen.
- Geht nur tröpfchenweise Wasser ab, kann man wohl davon ausgehen, dass das Köpfchen bereits fest in das Becken eingetreten ist und die Nabelschnur nicht vorbeikann.
- Kommt hingegen schwallartig Fruchtwasser, scheint mehr Platz zu sein und die Nabelschnur könnte dann vor das Köpfchen gespült werden. Ein Liegendtransport macht Sinn, um die Schwerkraft vorsorglich außer Kraft zu setzen und erst nach einer vaginalen Untersuchung beruhigt aufzustehen.
Aber keine Sorge: Ob bei der Geburt reichlich Fruchtwasser im Spiel ist oder nicht, macht kaum einen Unterschied. Am wichtigsten ist das Fruchtwasser für das Baby in der Schwangerschaft, um sich in seinem „Swimmingpool“ mühelos bewegen, seine Lungen entwickeln zu können und vor Stößen geschützt zu sein.
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Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel