Während werdende Mütter meist über Folsäure und Eisen Bescheid wissen, wird Jod oft übersehen. Dabei kann ein Jodmangel weitreichende Folgen für die Gehirnentwicklung des Babys haben. In Österreich ist eine bewusste Jodversorgung besonders wichtig.
Jod: Der Baustein für gesunde Gehirnentwicklung
Jod ist lebensnotwendig für eine gesunde Schilddrüse, den Energiestoffwechsel und das Gehirn. In der Schwangerschaft steigt der Jodbedarf erheblich an, da der Nährstoff für die gesunde Gehirnentwicklung des ungeborenen Kindes unverzichtbar ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen eines Jodmangels: Dazu zählen eine eingeschränkte Schilddrüsenfunktion, Wachstumsverzögerungen sowie eine verminderte geistige Entwicklung beim Kind.
„Jod ist ein klassischer kritischer Nährstoff. Während viele auf Superfoods oder Nahrungsergänzungsmittel setzen, geht der Blick am Alltäglichen vorbei. Dazu zählt etwa die bewusste Wahl von jodiertem Speisesalz oder der regelmäßige Verzehr von Fisch, Eiern und Milchprodukten„, erklärt Marlies Gruber, Geschäftsführerin des forum.ernährung heute (f.eh).
Besonders gefährdet: Schwangere und Stillende
Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangere und Stillende sind besonders von Jodmangel betroffen. Aktuelle Daten aus dem Jodmonitoring zeigen alarmierende Zahlen: 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen sowie 32 Prozent der Erwachsenen in Deutschland erreichen die empfohlene Jodzufuhr nicht. In Österreich sind laut dem letzten Ernährungsbericht sogar etwa 85 Prozent der Bevölkerung mit Jod unterversorgt.
Weil in Binnenländern wie Österreich die Böden und Gewässer von Natur aus jodarm sind – und damit auch das Gemüse, Obst und Getreide –, liegt die Jodzufuhr häufig unterhalb der empfohlenen Werte. Ein Mangel an Jod entwickelt sich meist schleichend.
Die Symptome sind oft unspezifisch und werden selten als Nährstoffmangel erkannt:
- Konzentrationsprobleme,
- chronische Müdigkeit
- oder eine erhöhte Kälteempfindlichkeit können Anzeichen sein.
Jodversorgung in der Schwangerschaft sicherstellen
Schwangere und Stillende sollten folgende Maßnahmen besonders konsequent in ihren Alltag integrieren:
- Jodiertes Speisesalz verwenden: Beim Kochen und bei der Auswahl von verarbeiteten Lebensmitteln, vor allem bei Brot und Fleischwaren, auf jodiertes Salz achten. Viele Menschen greifen zu Meersalz, Himalayasalz oder Fleur de Sel – diese Salze liefern jedoch in der Regel kein Jod.
- Milchprodukte nicht vergessen: Zwei Portionen Milch und Milchprodukte pro Tag sind eine wichtige Jodquelle.
- Fisch und Eier regelmäßig essen: Etwa einmal pro Woche Meeresfisch wie Seelachs oder Thunfisch bzw. Meeresfrüchte sowie regelmäßig Eier konsumieren.
Unbegründete Mythen und Ängste
Trotz der Wichtigkeit von Jod halten sich hartnäckige Mythen: Angst vor Überdosierung und vermeintlichen Allergien dämpfen die Akzeptanz bei Konsumenten. Dabei werden Jodid und Jodat, die gängigen Verbindungen im Jodsalz, auch oberhalb der empfohlenen Mengen von Erwachsenen gut vertragen und sind für gesunde Menschen unbedenklich. Überschüssiges Jod wird zudem rasch ausgeschieden.
Auch der Mythos von allergischen Reaktionen hält sich hartnäckig, obwohl er längst wissenschaftlich widerlegt wurde.
„Jodversorgung beginnt mit bewussten Entscheidungen beim Einkauf und in der Küche“, betont Marlies Gruber. „Gesunde Ernährung basiert nicht auf Moden und Trends, sondern auf bewährtem Wissen und guten Gewohnheiten. Jod ist ein gutes Beispiel dafür. Es ist an der Zeit, diesem entscheidenden Nährstoff die Aufmerksamkeit zu geben, die er verdient – besonders in der Schwangerschaft, wenn es um die Zukunft unserer Kinder geht.“
Autor:in:
Eva Sorantin ist Chefredakteurin von NEW MOM & all4family, Mutter von vier Kindern und beruflich schon seit über 20 Jahren in der Verlagsbranche im Bereich Familienmedien tätig. Wenn sie nicht…