Ein Leitfaden für Wöchnerinnen
Der Wochenfluss, medizinisch als Lochien bezeichnet, ist ein völlig natürlicher Vorgang nach der Geburt. Dennoch ranken sich immer noch viele Mythen um ihn. Grund genug, sich die Blutung nach der Geburt einmal ganz genau und ohne falsche Scham anzusehen!
Was ist Wochenfluss und warum entsteht er?
Der Wochenfluss ist eine Blutung aus der Gebärmutter, die nach jeder Geburt auftritt – unabhängig davon, ob diese vaginal oder per Kaiserschnitt erfolgte.
Nach der Entbindung löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand und hinterlässt eine große Wundfläche von etwa 20 Zentimetern Durchmesser. Diese Wunde muss heilen, und dabei lösen sich Blut, Gewebereste, abgestorbene Schleimhaut und Wundsekret. Der Körper stößt während des Wochenflusses also nicht nur Blut ab, sondern auch Reste der Schwangerschaftsschleimhaut, Bakterien und andere Substanzen, die sich während der Schwangerschaft in der Gebärmutter angesammelt haben. Gleichzeitig zieht sich die Gebärmutter zusammen und kehrt zu ihrer ursprünglichen Größe zurück – ein Prozess, der als Rückbildung bezeichnet wird.
Verlauf und Dauer des Wochenflusses
Der Wochenfluss durchläuft verschiedene Phasen, und dabei verändern sich Farbe, Konsistenz und Stärke des Ausflusses:
- Erste Phase (Tag 1–4)
Der Wochenfluss ist hellrot und relativ stark, ähnlich einer starken Menstruation. Er kann kleine Blutklumpen enthalten und riecht leicht metallisch. - Zweite Phase (Tag 5–10)
Die Blutung wird schwächer und nimmt eine bräunlich-rötliche Farbe an. Der Geruch verliert an Intensität. - Dritte Phase (Tag 11–21)
Der Ausfluss ist nun gelblich-weißlich und deutlich schwächer. Manchmal können noch leichte bräunliche Spuren auftreten. - Vierte Phase (ab Tag 22)
Der Wochenfluss klingt vollständig ab und wird durch normalen vaginalen Ausfluss ersetzt.
Normalerweise zieht sich der Wochenfluss über vier bis sechs Wochen, er kann aber individuell zwischen drei und acht Wochen variieren. Stillende Mütter haben oft einen kürzeren Wochenfluss, da das Hormon Oxytocin die Gebärmutterkontraktion verstärkt.
Hygiene und Umgang mit dem Wochenfluss
Während des Wochenflusses ist besondere Hygiene wichtig, um Infektionen zu vermeiden. Verwenden Sie ausschließlich Binden oder Menstruationswäsche speziell für Wöchnerinnen, nicht aber Tampons, da diese das Infektionsrisiko erhöhen. Wechseln Sie die Binden regelmäßig alle drei bis vier Stunden und waschen Sie sich vor und nach jedem Wechsel gründlich die Hände.
Duschen ist problemlos möglich, auf Vollbäder sollten Sie jedoch verzichten. Verwenden Sie milde, parfumfreie und pH-neutrale Reinigungsprodukte speziell für den Intimbereich oder spülen Sie diesen überhaupt nur mit warmem Wasser ab. Aggressive Intimsprays oder Desinfektionsmittel sind nicht notwendig und können die natürliche Scheidenflora stören.
Wann zum Arzt?
Obwohl der Wochenfluss ein völlig normaler Vorgang ist, gibt es Warnsignale, die eine ärztliche Abklärung erfordern:
- plötzliche sehr starke Blutung mit großen Blutklumpen
- übelriechender, fischiger oder fauliger Geruch
- Fieber über 38 °Celsius
- starke Schmerzen im Unterbauch
- Schüttelfrost oder allgemeines Krankheitsgefühl
- Wochenfluss, der nach sechs Wochen nicht abklingt
- Wochenfluss, der nach dem Abklingen plötzlich wieder stark einsetzt
Diese Symptome können auf eine Gebärmutterentzündung, Infektionen oder Rückstände in der Gebärmutter hinweisen, die alle umgehend behandelt gehören.
Mythen rund um den Wochenfluss
Mythos 1
„Starker Wochenfluss bedeutet, dass etwas nicht stimmt.“
Realität: Die Stärke des Wochenflusses variiert individuell stark und ist meist kein Grund zur Sorge. Bei Sorgen oder Ängsten beim Gynäkologen bzw. der Gynäkologin nachfragen.
Mythos 2
„Man darf während des Wochenflusses nicht duschen.“
Realität: Duschen ist nicht nur erlaubt, sondern wichtig für die Hygiene. Nur auf Vollbäder sollte frau verzichten.
Mythos 3
„Stillen stoppt den Wochenfluss sofort.“
Realität: Stillen kann den Wochenfluss verkürzen, stoppt ihn aber nicht komplett. Er dauert normalerweise trotzdem mehrere Wochen.
Mythos 4
„Nach einem Kaiserschnitt gibt es keinen Wochenfluss.“
Realität: Auch nach einem Kaiserschnitt tritt Wochenfluss auf, da die Plazenta- Wunde in der Gebärmutter heilen muss.
Mythos 5
„Wochenfluss ist hochinfektiös und gefährlich für andere.“
Realität: Wochenfluss ist nicht ansteckend. Früher wurden Wöchnerinnen oft isoliert, weil man fälschlicherweise glaubte, der Wochenfluss sei infektiös. Normale Hygienemaßnahmen reichen völlig aus
Autor:in:
Eva Sorantin ist Chefredakteurin von NEW MOM & all4family, Mutter von vier Kindern und beruflich schon seit über 20 Jahren in der Verlagsbranche im Bereich Familienmedien tätig. Wenn sie nicht…