Die Nase rinnt, der Hals kratzt und im Kindergarten kursieren die Feuchtblattern. Schwangeren läuft angesichts solcher Gefahren eine Gänsehaut über den Rücken. Denn ab dem Zeitpunkt, an dem sie von ihrer Schwangerschaft erfahren, möchten sie ihr Kind bestmöglich vor bösen Einflüssen schützen. In Watte gepackt die Schwangerschaft zu Hause zu verbringen kann aber auch nicht die Lösung sein. Da ist es schon mal beruhigend zu wissen, dass nicht jede Infektionskrankheit der Mutter dem Ungeborenen gefährlich wird!
Folgen von Infektionen in der Schwangerschaft
Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft eine Infektion auftritt und welcher Erreger sie auslöst, kann sich eine Ansteckung unterschiedlich auf das ungeborene Kind auswirken. Tatsächlich führen nur wenige Infektionen zu entzündlichen Veränderungen der kindlichen Organe, gefürchteten Missbildungen oder lösen eine Fehlgeburt aus. Häufiger und oft auch infolge von Infektionen in der Schwangerschaft treten vorzeitige Wehen, ein unerwartet früher Blasensprung oder eine Frühgeburt auf. Daher ist es wichtig, sehr behutsam mit dem eigenen Körper umzugehen, auf Veränderungen zu achten und rechtzeitig gegenzusteuern. Bei Durchfall, übelkeit, Erbrechen, Fieber, ungewöhnlichem Ausfluss oder anderen körperlichen Beeinträchtigungen sollten Sie lieber einmal zu viel als zu wenig den Arzt konsultieren.
Früherkennung – Ein wesentlicher Faktor
Im Eltern-Kind-Pass sind einige Laboruntersuchungen vorgesehen. Damit soll nachgewiesen werden, ob Immunität gegen einzelne Krankheiten gegeben oder möglicherweise kein ausreichender Schutz vor gewissen Erregern in Form von Antikörpern vorhanden ist.
Antikörper, unsere Kämpfer für die Abwehr von Infekten, bilden sich nach einer Impfung oder dann, wenn eine Infektionskrankheit bereits durchgemacht wurde. Vorsorgeuntersuchungen zielen auf die Früherkennung bereits bestehender und bedenklicher Infektionen ab. Die Therapie in der Schwangerschaft richtet sich immer nach dem Zeitpunkt der Erkrankung, den Symptomen der Erkrankten und dem verursachenden Erreger. Nach Möglichkeit wird die Krankheit behandelt und ausgeheilt oder der Geburtsmodus entsprechend gewählt.
Während einige Erreger wie Toxoplasmose und Rötelviren dem Baby in den ersten Wochen der Schwangerschaft am meisten schaden können, gefährden andere das Kind nur bei einer Infektion kurz vor oder während der Geburt. Zum Schutz vor einer Ansteckung während der Geburt – beispielsweise mit Genitalherpes – ist eine Kaiserschnittentbindung manchmal unumgänglich.
Keime – Harmlos oder gefährlich?
Am Beispiel bestimmter, relativ häufig im Geburtskanal vorkommender Bakterien – nämlich der ß hämolysierenden Streptokokken der Serogruppe B – wird deutlich: Was sich für die werdende Mutter völlig harmlos darstellt, kann für das Kind zum gesundheitlichen Problem werden. Verhindern lässt sich eine Keimbesiedlung nicht. Daher sollte zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche ein Abstrich gemacht und auf diese Streptokokkenart untersucht werden. Sollten die Keime tatsächlich nachgewiesen werden, empfiehlt sich eine Antibiotikagabe während der Geburt. Das Antibiotikum gelangt über die Plazenta zum Kind und bietet ihm Schutz vor einer Ansteckung.
Wie man sich vor Infektionen schützen kann
Ein guter Weg, Keimen die kalte Schulter zu zeigen.:
- Sich informieren,
- mögliche Ansteckungsquellen bewusst meiden
- und erforderliche Impfungen rechtzeitig nachholen
Idealerweise wird bereits vor einer Schwangerschaft der Impfschutz kontrolliert und bei nicht ausreichendem Antikörpernachweis aufgefrischt. Auch Hygiene und ein gestärktes Immunsystem spielen eine große Rolle bei der Vermeidung von Krankheiten. Gönnen Sie sich daher ausreichend Ruhepausen und viel Schlaf, achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Auf Rohmilch und Rohwurstprodukte sollten Schwangere aber möglichst verzichten, um eine Listeriose-Infektion zu vermeiden. Obst und Genüse gehören gründlich gewaschen oder durchgegart. Sollte keine Immunität gegen Toxoplasmen bestehen, ist auch im Umgang mit dem Stubentiger Acht zu geben. Waschen Sie sich gründlich mit Wasser und Seife die Hände – insbesondere nach Garten- und Küchenarbeit, wenn Sie von unterwegs nach Hause kommen oder Ihr Kätzchen gestreichelt haben. Schwangerschaft ist keine Krankheit. Sollten Sie in dieser Zeit aber tatsächlich erkranken, gehen Sie -früher, als Sie es vielleicht sonst machen würden – zum Arzt. Eine optimale Behandlung hilft dabei, sorgenfrei „guter Hoffnung“ zu sein!
Keime – Unbedenklich, behandlungswürdig oder gefährlich?
Bei welchen Keimen Schwangere in ärztliche Behandlung gehören!
Unbedenkliche Infektionen
Manche Infektionen nehmen keinen unmittelbaren Einfluss auf das Wohl des Kindes. Sie können daher je nach Beschwerdebild und subjektivem Empfinden behandelt werden.
- Pilzinfektionen
- gutartige Feigwarzen im Scheidenbereich
- Fieberblasen (Herpes labialis): in der Schwangerschaft völlig harmlos, das Neugeborene muss aber vor eine Ansteckung geschützt werden!
- grippale Infekte, Husten und Schnupfen
- Dreitagefieber
Behandlungswürdige Infektionen
Andere Krankheiten wirken sich zwar nicht negativ auf die Entwicklung des Ungeborenen aus, müssen aber unbedingt behandelt werden: weil sie kompliziert verlaufen können, weil die Gefahr besteht, dass Keime aufsteigen oder die Schwangere sehr schwächen.
Mögliche dramatische Folge: Die Geburt wird ausgelöst, auch wenn es dafür noch viel zu früh ist!
- Scheideninfektionen: bakterielle Vaginose
- Durchfallerkrankungen, die länger als 24 Stunden anhalten
- Harnwegsinfekte
- hohes Fieber von mehr als 39 Grad und über mehr als 24 Stunden
- Grippeviren im Zusammenhang mit hohem Fieber; nach neuesten Standards wird eine Grippeimpfung vor einer Schwangerschaft empfohlen
- Humane Papillomviren
- Epstein-Barr-Virus
- Masern, Mumps, Keuchhusten, Diphterie, Tetanus und Polio
Gut zu wissen: Gegen einen Teil dieser Erkrankungen stehen Impfungen zur Verfügung. Ob ausreichender Impfschutz vorhanden ist, sollte bereits vor der Schwangerschaft kontrolliert werden!
Gefährliche Storch-Infektionen
Die Infektionen der sogenannten „STORCH-Gruppe“ kommen zum Glück selten vor, stellen aber ein erhebliches Risiko für die Entwicklung des ungeborene Kindes dar.
- S = Syphilis, auch Lues genannt
- T = Toxoplasmose; nur die Erstinfektion während der Schwangerschaft ist für das Kind gefährlich!
- O = Andere (Others): Feuchtblattern (Varizella-Zoster), Ringelröteln (Parvovirus), Listeriose, Streptokokken Gruppe B, Chlamydien
- R = Röteln
- C = Cytomegalie
- H = Herpes simplex genitalis (Genitalherpes), HIV, Hepatitis B und C
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel