Narbenpflege nach dem Kaiserschnitt
Jede Narbe erzählt eine Geschichte. Im Falle einer Kaiserschnittnarbe ist es die der Geburt einer Kindes. Ein wahrlich einschneidendes Erlebnis, bei dem Freud und Leid oft nahe beieinanderliegen.
„Mama, was hast du da?“ Sophie ist vier Jahre alt und möchte zur Zeit alles ganz genau wissen. Heute hat sie die Kaiserschnittnarbe ihrer Mutter im Auge. „Da wurde ein Schnitt gemacht, über den du bei deiner Geburt rausgeklettert bist“, versucht es Lena mit einer kindgerechten Antwort. Und schon ist sie da – die Erinnerung an die Zeit nach dem Kaiserschnitt (Sectio Caesarea).
Lena denkt an die Bewegungseinschränkung in den ersten Tagen nach der Operation, an die überraschend schmerzlose Nahtentfernung und ihre wochenlange Pflege, um eine möglichst „schöne“ Narbe zu bekommen.
Kaiserschnitt: Jede dritte Geburt
Die Zahl der Kaiserschnitte hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast verdoppelt. Machten sie im Jahr 2000 österreichweit 17,2 Prozent aller Geburten aus, sind es heute bereits über 30 Prozent. Etwa jeder zweite Kaiserschnitt wird schon vor dem Einsetzen der Wehen geplant, über die anderen erst während der Geburt entschieden – aus den unterschiedlichsten Gründen (z. B. Wehenschwäche, Geburtsstillstand, geburtshilfliche Notfälle).
Kaiserschnitt: Pfannenstieltechnik oder Misgav-Ladachmethode
In der Regel erfolgt der Hautschnitt im Bereich des Unterbauchs quer über die Mittellinie hinweg.
- Der Pfannenstielschnitt der klassischen Operationstechnik mit der etwa 15 bis 20 Zentimeter langen Narbe der äußersten Hautschicht versteckt sich später in der Bikinizone, also unterhalb der Oberkante des Slips.
- Sehr häufig wird auch die Sectio nach Misgav-Ladach angewendet. Dabei verzichtet man auf die komplette Durchtrennung aller Bauchschichten mit dem Skalpell, um Nerven und Gefäße so gut wie möglich zu schonen. Das Unterhautfettgewebe und die Muskelfaszien werden nur wenig eingeschnitten und anschließend zur Seite gedehnt. Den messerscharfen, auch hier quer verlaufenden Bauchschnitt muss es natürlich trotzdem geben, um das Baby auf die Welt holen zu können. Etwas höher angesetzt als der Pfannenstielschnitt, lässt er sich später nicht so gut verstecken.
Ist das Kind aus dem Bauch gehoben, wird die Gebärmutter gut vernäht – unter Verzicht auf den Verschluss einiger Schichten. So verschließt man bei der Misgav-Ladach-Technik nur noch die Muskelhüllen und die Haut feinsäuberlich. Die solcherart kürzere Operationszeit und der deutlich geringere Einsatz gewebetraumatisierender Technik führen dazu, dass frischgebackene Mütter früher mobil sind und weniger Schmerzmittel brauchen.
Doch bei aller Routine und Weiterentwicklung der Operationstechniken: Jeder Kaiserschnitt bleibt eine große Bauchoperation!
Die Kaiserschnitt-Narbe
Die Entfernung der Hautnähte oder Wundklammern erfolgt acht bis zehn Tage nach dem Kaiserschnitt. Dann ist die Wunde in der Regel so gut verheilt, dass die Nähte überflüssig werden. Mehr als ein winziges Ziehen ist dabei kaum zu spüren. Zu dieser Zeit sieht die Narbe meist noch dunkelrot aus. Bis im Idealfall schlussendlich nur mehr ein weißer Strich auf der Haut an die Sectio erinnert, dauert es mehrere Monate. In dieser Phase ist es wichtig, das Narbengewebe vor direkter Sonnenbestrahlung zu schützen. Der Grund: Es ist besonders empfindlich gegenüber UV-Strahlen.
Pflege: Narbenmassage
Sobald die Wunde geschlossen ist und die Nähte entfernt sind, steht täglich eine mehrminütige sanfte Narbenmassage auf dem Programm. Dafür können spezielle Narbensalben (z. B. Silikonpräparate) oder hochwertige Öle verwendet werden.
- Am besten beginnt man in der Mitte der Narbe, massiert diese in ihrem Längsverlauf und in kreisenden Bewegungen, zerrt jedenfalls nicht kreuz und quer daran. So bleiben die einzelnen Gewebsschichten weich und geschmeidig. Verklebungen und Verwachsungen der Gewebeschichten wird vorgebeugt, Durchblutung und Lymphfluss werden gefördert.
- Wer zu Keloidbildungen – also wulstigen oder erhabenen Narben – neigt, legt eine Kompresse mit frischem Zwiebelsaft auf oder besorgt in der Apotheke ein Narbengel mit Zwiebelextrakt.
Im Fall von Lena und Sophie war die Entbindung mittels Kaiserschnitts nicht geplant und wurde erst während des Geburtsverlaufs entschieden. Dennoch verlief der Eingriff sehr ruhig und hat außer der langen Narbe auf Lenas Unterbauch keine Spuren hinterlassen. Darauf verteilt die kleine Sophie jetzt zärtlich ein paar Bussis…
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel