Es herrscht große Aufregung im Hause Kellner, als die kleine Marie ihre ersten Schritte macht. Ihre stolzen Eltern können es gar nicht erwarten, für ihre Tochter die ersten Schuhe zu kaufen. Kurz darauf stehen die jungen Eltern allerdings ratlos in der Kinderschuhabteilung im Einkaufscenter…
So wie Maries Eltern geht es vielen. Es fällt gar nicht so leicht, aus der großen Auswahl von Kinderschuhen den richtigen für das eigene Kind zu finden. Beim Schuhkauf müssen Eltern auf einiges achten. Denn nahezu die Hälfte aller Kinder trägt zu enge, zu kleine oder zu große Schuhe. Diese Tatsache beunruhigt Orthopäden, denn die falsche Schuhwahl trägt zu Fußfehlstellungen, Gelenkproblemen und in weiterer Folge zu Haltungsschäden bei.
Hier sind Antworten auf die wichtigsten Fragen, die sich Eltern vor dem ersten Schuhkauf stellen:
- 1. Ab wann braucht mein Kind Schuhe?
Kinderfüße wachsen und entwickeln sich von ganz allein. Daher benötigen sie keine Hilfe von außen in Form von Schuhen. Um sich richtig entwickeln zu können, müssen Kinderfüße in Bewegung sein. Falsches Schuhwerk behindert diese Bewegungsfreiheit. Fachleute empfehlen daher, Kinder von Anfang an viel barfuß laufen zu lassen. Schuhe sind nicht als Stütze, sondern als Schutz vor Kälte und Nässe gedacht. Sie sind daher erst dann nötig, wenn ein Kind beginnt, sich selbständig außerhalb des Wohnbereichs zu bewegen. - 2. Welcher Schuh passt für mein Kind?
Fußexperten sehen es als wichtiges Ziel an, dass sich Kinderfüße trotz des Tragens von Schuhen gut entwickeln können. Die Füße von Kleinkindern sind schmerzunempfindlich, weil die Bindegewebspolster den Druck abfedern und der knöchrige Widerstand fehlt.
Erst im Vorschulalter kann ein Kind Schmerz am Fuß empfinden und lokalisieren. Das macht ab diesem Alter den Schuhkauf einfacher. Jüngere Kinder hingegen spüren nicht, ob ihnen ein Schuh zu klein ist oder an gewissen Stellen drückt. Bei falschem Schuhwerk besteht die Gefahr, dass sich der Kinderfuß an den Schuh anpasst und nicht – wie es sein sollte – umgekehrt.
Unbedingt darauf achten, dass die Socken nicht zu klein oder zu eng sind.
Nicht passende Socken schaden Kinderfüßen genauso wie zu enge Schuhe! - 3. Woran erkenne ich, ob der Schuh auch wirklich passt?
Viele Kinderschuhe haben herausnehmbare Sohlen. Das macht es für Eltern beim Schuhkauf leichter: Nehmen Sie die Sohle heraus. Nun soll sich das Kind auf die Sohle stellen. Bis zur Sohlenspitze sollte eine Daumenlänge (12 mm) frei sein. Dann hat der Schuh die richtige Größe.
Achtung: Oft ist einer der beiden Füße länger, daher unbedingt beide Füße überprüfen!
Bei geschlossenen Schuhen ohne herausnehmbare Sohle können Eltern eine Kartonschablone des Kinderfußes herstellen. Dazu stellen Sie das Kind auf ein dünnes Stück Karton, fahren mit einem Stift die Umrisse des Kinderfußes nach und schneiden die Kartonsohle aus. Diese Schablone sollte leicht in den Schuh passen, dann hat er die richtige Größe.
Viele Schuhgeschäfte verfügen zudem über Fußmessgeräte, die sowohl die erforderliche Länge des Schuhs als auch die Breite des Kinderfußes messen.
1-Cent-Trick
Laufanfänger sollten etwa 10 mm Abstand zwischen größter Zehe und Schuhspitze für ihre ersten Schuhe haben, bei älteren Kindern kann man den 1-Cent-Trick anwenden.
Hat ein 1-Cent-Stück dazwischen Platz, dann passt der Schuh perfekt in der Länge und der Fuß hat Spielraum zum Wachsen und Abrollen.
- 4. Wie oft muss ich Schuhe für mein Kind kaufen?
Kinderfüße sind permanent am Wachsen. Wie rasch das erfolgt, ist individuell.- Als Faustregel gilt, dass die Füße von Drei- bis Sechsjährigen im Schnitt 1 mm pro Monat wachsen.
- Ein- bis Zweijährige haben ein noch schnelleres Längenwachstum des Fußes, bei ihnen kann sich die Schuhgröße in wenigen Monaten um bis zu drei Größen verändern.
- Eltern sind grundsätzlich gut beraten, wenn sie die Füße ihres Kindes alle zwei Monate neu vermessen.
- 5. Braucht der Schuh ein Fußbett?
Viele Kinderschuhe verfügen über kein Fußbett mehr. Viele Jahre lang galt dies als absolutes Muss. Mittlerweile weiß man, dass der Fuß ausreichend Muskeln hat, um den Körper aufrecht zu halten. Daher brauchen die Einlegesohlen, die sich in vielen Kinderschuhen befinden, keine stützenden Pölster. - 6. Soll mein Kind Hausschuhe tragen?
Es ist nicht notwendig, dass ein Kind Hausschuhe trägt.
Im Gegenteil: Gerade zu Hause sollten Eltern darauf achten, dass sich der Kinderfuß ohne Einschränkung entwickeln kann. Daher empfehlen Podologen das Tragen von Laufsocken mit Gumminoppen auf der Sohle, um dem Fuß eine freie Entwicklung zu ermöglichen. Hausschuhe sind nur bei sehr kalten oder glatten Böden notwendig. - 7. Aus welchem Material sollte der Schuh sein?
Weiches und biegsames Leder ist immer eine gute Wahl. Grundsätzlich gilt: Der Schuh sollte weich und anpassungsfähig sein. Dies nicht nur deshalb, weil der Kinderfuß schnell wächst, sondern weil ein Kind sich normalerweise viel mehr bewegt als ein Erwachsener. Es springt, rennt, klettert und hüpft durch die Gegend. Daher muss der Schuh bei jeder Bewegung gut mitgehen und das Kind sollte sich so richtig wohl in seinen Schuhen fühlen. - 8. Wie sollte die Sohle beschaffen sein?
Das vordere Drittel der Sohle sollte um 90 Grad nach oben biegsam sein und auch in der Ebene quer drehbar. Die Ferse muss allerdings gut gehalten sein.
Beobachten Sie das Kind beim Gehen und Laufen mit seinen Schuhen: Kann es gut abrollen? Knickt es um? Der Schuh sollte in jedem Fall mit einer weichen Sohle ausgestattet sein, damit ein gutes Abrollen und die natürliche Sensorik ermöglicht und nicht verhindert werden. Sogenannte „Barfußschuhe“ liegen für heranwachsende Kinderfüße im Trend. - 9. Schnürsenkel oder Klettverschluss?
So praktisch Schuhe mit Klettverschluss auch sind, wenn es darum geht, dass das Kind seine Schuhe selbst an- und ausziehen kann: Schnürsenkel lassen sich besser individuell an den Kinderfuß anpassen. Daher empfiehlt es sich, bei kleinen Kindern Schuhe mit Schnürtechnik zu verwenden. Dies ist besonders bei sehr schmalen Füßen oder bei einem hohen Rist empfehlenswert. - 10. Sollte ein Kind mehrere Paar Schuhe besitzen?
Wenn es finanziell möglich ist, ist ein zweites Paar Schuhe von Vorteil. Bei abwechselndem Tragen kann immer ein Paar Schuhe trocknen. Allerdings ist das – außer bei Regenwetter – nicht unbedingt notwendig. Entscheidend ist es, atmungsaktive Materialien zu wählen.
Autor:in:
DI Roswitha Wurm Dipl. Legasthenie-, Dyskalkulie- und Lerntrainerin, Buchautorin und freie Redakteurin, (Sport)mentaltrainerin https://lesenmitkindern.at/ Aktuelle Artikel