Als Familienjournalistin habe ich natürlich geglaubt an der Quelle zu sitzen, was die Auswahl und den Einbau des richtigen Kinderautositzes für meinen Nachwuchs betrifft. Weit gefehlt, musste ich leider feststellen…
Aber der Reihe nach…
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Das Geschäft liegt mitten in der Stadt und doch picken da Hühner und grasen ein paar Kühe im Garten nebenan. Eigentlich bin ich zum Interview für unser NEW MOM Baby-Special über Tipps zum Kauf des richtigen Kindersitzes gekommen. Die Besitzerin Anne begrüßt mich, unübersehbar mit Babybauch. Alle österreichischen „Zwergperten“-Fachhändlerinnen, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, sind Mütter. „Die wissen auch aus der Praxis, wovon sie reden“, denke ich. Beim Interview versorgt mich Anne mit neuen Studien, die ich noch nicht kenne, und die belegen warum Kinder aus Sicherheitsgründen bis zum 4. Geburtstag in einem Kindersitz gegen die Fahrtrichtung sitzen sollten. Hauptgrund dafür sind die Körperproportionen. Kleine Kinder haben einen, im Vergleich zu Erwachsenen, sehr großen und schweren Kopf. Bei einem Frontalunfall von nur 50 km/h werden die PKW-Insassen innerhalb einer Zehntel-Sekunde mit dem rund 30-fachen Körpergewicht nach vorne geschleudert, das entspricht einem Sturz aus zehn Metern Höhe. Genickbrüche und massive Kopfverletzungen bei Kindern sind die häufige Folge. Ein rückwärtsgerichteter Kindersitz reduziert diese Gefahr um 90%. Bei einem Aufprall wird die entstehende Kraft über den ganzen Oberkörper verteilt und dieser in die Schale gedrückt. Vorwärts gerichtet fliegen die Kinder nach vorne und die Zugkraft zieht am Kopf!
Nach dem Interview bitte ich Anne meine Kindersitze für meine Kinder Tristan, 6 Jahre und Rita, 4 Jahre zu inspizieren. Ohne Kinder, die drinnen sitzen, ist das schwierig, meint Anne, aber die Anwendungsfehler sind ohnehin gleich offensichtlich:
- Mein Sohn wiegt 20 Kilogramm und trotzdem gurte ich ihn auf seinem Gruppe II/III Sitz noch mit dem Fangkörper und dem Autogurt an. Dabei steht am Autositz geschrieben, dass das nur bis 18 Kilogramm zugelassen ist. Ab dann wird nur noch mit dem Autogurtfixiert. Peinlich. Lesen hätte geholfen…
- Außerdem habe ich die Kopfstütze hinter seinem Sitz nicht entfernt. Dadurch steht der Sitz etwas zu steil und hat einen kleinen Zwischenraum zur Sitzbank. Ungünstig im Ernstfall, aber wenigstens leicht zu beheben.
- Beim nächsten Anschnallen sehe ich außerdem, dass der Schultergurt zu knapp an Tristans Schultergelenk verläuft. Bei einem Unfall würde er wahrscheinlich herunterrutschen. Ich muss hier dringend eine andere Gurtpositionierung finden…
- Rita habe ich schon mit 18 Monaten in einen vorwärts gerichteten Kindersitz gesetzt. Nach neuen Erkenntnissen ist das zu früh. Je länger der Nachwuchs reboard sitzt, desto sicherer. Außerdem sitzt der Fangkörper nicht eng genug am Körper, wie ich zu Hause feststelle.
- Der Abstand von der Nasenspitze des angegurteten Kindes bis zum Vordersitz muss mindestens 55 Zentimeter betragen. Das erreiche ich bei Rita nicht. Da heißt es den Beifahrersitz vorstellen und die Beine einziehen…
Meine Conclusio aus meinem Besuch
- Viel mehr hätte ich eigentlich bei den zwei Autositzen nicht falsch machen können.
- Ich werde nie mehr einen Autositz kaufen, ohne ihn vorher MIT Kind UND Auto auszuprobieren.
- Auch wenn man glaubt alles zu wissen, Fachberatung zahlt sich echt aus. Die helfen einem den Sitz richtig einzubauen und schauen, dass alles passt.
- Gott sei Dank leben meine Kinder noch!!!
Autor:in:
Eva Sorantin ist Chefredakteurin von NEW MOM & all4family, Mutter von vier Kindern und beruflich schon seit über 20 Jahren in der Verlagsbranche im Bereich Familienmedien tätig. Wenn sie nicht…