Nach einer Geburt verändert sich alles: Das Kind steht im Mittelpunkt, die eigenen Bedürfnisse werden oft hintangestellt und der Körper ist irgendwie anders, als man ihn in Erinnerung hat. Mütter sollten daher nicht nur liebevoll auf ihr Baby blicken, sondern auch auf sich selbst.
Körperliche Veränderung
Was eine Metamorphose ist, ist klar: eine Umgestaltung. Eine Verwandlung. Ich nenne die körperlichen Veränderungen während einer Schwangerschaft dementsprechend einfach mal „Mamamorphose“. Eine Wortkreation, die für die unzähligen Umbauprozesse des weiblichen Körpers von der Einnistung eines Embryos über die Monate der Schwangerschaft bis zum Ende der Rückbildungsperiode steht.
Kein Wunder, dass es eine Weile dauert, bis nach der Geburt des Kindes die körperlichen Rückbildungsprozesse abgeschlossen sind und alles wieder so ist, wie es vor der Schwangerschaft war. Zumindest fast. Denn ganz so wie zuvor werden weder der Alltag noch die anatomischen und funktionellen Verhältnisse des Körpers.
Zeit, Geduld und Selbstfürsorge
Viele Rückbildungsprozesse finden bereits in den ersten Wochen nach der Geburt statt, im Wochenbett (Puerperium). Diese Phase dauert rund sechs Wochen und sollte eine Zeit der Schonung und Regeneration für die frischgebackene Mutter sein.
Die Gebärmutter bildet sich zurück, begleitet durch den Wochenfluss (ein blutiger bis klarer Ausfluss), der erhöhte Wasseranteil im Blut geht zurück und die Harnblase hat wieder ihren normalen Tonus für ausreichende Kontrolle über die Ausscheidung. Dazu gehört auch ein kräftiger und intakter Beckenboden. Da er durch die Schwangerschaft massiv belastet wurde, sollten nun unbedingt Beckenbodenübungen in den Alltag eingebaut werden. Ein aktiver und bewusst ansteuerbarer Beckenboden beugt Inkontinenz vor, ist wichtig für eine gute Körperhaltung und bringt lustvolle Momente beim Sex.
Die Kilos purzeln, weibliche Rundungen bleiben
Körpergewicht und Körpergefühl sind oft sehr eng miteinander verbunden. Gut zu wissen, dass das Gewicht von vor der Schwangerschaft recht rasch wieder erreicht werden kann:
- Schon bei der Geburt gehen etwa sechs Kilo und innerhalb der ersten Wochen erneut drei bis fünf Kilo verloren.
- Das Baby, der Mutterkuchen, das Fruchtwasser und der physiologische Blutverlust fallen dabei ebenso ins Gewicht wie eine erhöhte Harnausscheidung und die kleiner werdende Gebärmutter, die schließlich wieder ihre ursprüngliche Größe erreicht.
- Nach etwa acht Wochen ist fast jede Wöchnerin um zehn bis zwölf Kilo leichter.
- Am Ende der Stillzeit erreichen die meisten wieder ihr Ausgangsgewicht.
Da in der Schwangerschaft der Beckengürtel im Bereich seiner knorpeligen Verbindungen (Schambein und Iliosakralgelenk) lockerer und weiter wird, bleiben etwas breitere Hüften, das Inbild weiblicher Rundungen, jedoch für immer erhalten. Um dem Baby für sein Wachstum Platz zu geben, dehnt sich die Bauchdecke und die geraden Bauchmuskeln weichen auseinander. Am Ende der Schwangerschaft entsteht auf diese Weise in der Bauchmitte ein Spalt, die sogenannte Rektusdiastase. Nach der Geburt geht diese Ausdehnung der Bauchmuskulatur und ihrer verbindenden Faszien wieder zurück und nach etwa zwei Monaten sollte ein maximal zwei Zentimeter breiter Spalt zwischen den beiden „Bauchmuskelbäuchen“ spürbar sein. Die verdrängten Darmschlingen finden ihren ursprünglichen Platz nach drei bis vier Wochen wieder und die Darmfunktion verbessert sich deutlich.
Gewebe, das massiv gedehnt wird, braucht Regeneration, um nach dieser Belastung wieder straff zu werden.
- Der Busen wird in der Schwangerschaft größer und praller, weil sich in seinem Inneren Drüsengewebe aufplustert, um auf das Stillen vorzubereiten. Unabhängig davon, ob gestillt oder mit dem Fläschchen gefüttert wird, wirkt das Brustgewebe nach der Schwangerschaft oder der Stillzeit schlaffer als davor.
Die gute Nachricht: Der Busen wird mit der Zeit wieder praller und rundlicher. Denn das verdrängte Fettgewebe erobert sich seinen Platz zurück und pusht ihn in seine ursprüngliche Form zurück. Bei manchen Frauen geht das rasch, andere müssen sich viele Monate gedulden. Übungen für die Brustmuskulatur, gut stützende BHs und langsames Abstillen sind die besten Mittel gegen einen Hängebusen. - Zu Dehnungsstreifen, Einrissen des Bindegewebes, kann es kommen, wenn man zu schwachem Gewebe neigt, das der Dehnung nicht standhalten kann. Nach dem Ende der Belastung werden die Streifen aber deutlich schmäler und verblassen, bis sie schließlich wie sehr gut verheilte kleine Narben aussehen. Ganz verschwinden können die Verletzungen nicht mehr.
- Die vermehrten Hautpigmentierungen, die im Gesicht, an den Brustwarzen, rund um den Anus und an der Mittellinie des Bauches zu einer dunkleren Färbung geführt haben, gehen dagegen vollständig zurück.
Scheinwelten verzerren die Wirklichkeit
Auch Frauen, die nicht geboren haben, können Dehnungsstreifen an den Hüften, den Oberschenkeln, an Bauch, Po oder den Brüsten bekommen. Für dieses und andere „typisch weibliche“ Phänomene ist das Hormon Östrogen verantwortlich. So auch für eine schnellere Regeneration von Haarzellen: Der natürliche Rhythmus des Haarwachstums und die Wachstumsphase der Haare verlängern sich während der Schwangerschaft, deshalb haben Schwangere oft eine prächtige Mähne. Doch wer das nächste Haar in der Suppe sucht, braucht nicht lange danach zu forschen: Unmittelbar nach der Geburt sinkt der Östrogenspiegel, und da viele Haare in der gleichen Wachstumsphase sind, gehen sie auch gleichzeitig in die Ruhe- und Ausfallphase über. Nach zwei bis vier Monaten fallen daher übermäßig viele Haare aus.
Doch diese „bad hair days“ sind kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. In den Haarfollikeln bilden sich bereits neue Haare, die über kurz oder lang zur Haarpracht werden. In Hochglanzmagazinen und auf den Social-Media-Profilen vieler Stars und Influencerinnen werden Dehnungsstreifen, Pigmentflecken, struppige Haare, Hautunreinheiten und Narben retuschiert und so eine weichgezeichnete Realität vorgegaukelt.
Gerade in einer sensiblen Phase ist es gar nicht so einfach, sich von „so viel Schönheit“ nicht blenden und verunsichern zu lassen. Geduld und ein liebevoller Blick auf den eigenen Körper helfen dabei, sich in der eigenen Haut und der neuen Rolle wohlzufühlen … und nichts macht eine Frau so attraktiv wie Selbstbewusstsein und ein zufriedenes Lächeln.
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel