Während der Schwangerschaft passt sich der Bauch der werdenden Mutter den wachsenden Herausforderungen an: so weicht die gerade Bauchmuskulatur zur Seite, damit das Baby Platz gewinnt. Eine körperliche Veränderung, die bei der Rückbildung viel Schonung verlangt.
„Warum schaue ich noch immer schwanger aus, obwohl ich schon wieder recht schlank bin?“, „Zwischen meinen Bauchmuskeln ist ein spürbarer Graben. Ist das normal?“, „Warum habe ich, seit mein Baby auf der Welt ist, beim Aufsetzen ein spitzes Bäuchlein?“. Wenn frisch gebackene Mütter mit solchen Fragen in die Hebammensprechstunde kommen, steckt dahinter fast immer eine sogenannte Rektusdiastase. Die wahrgenommene Veränderung ist nicht nur ein sichtbares, sondern vor allem ein funktionelles Problem.
Platz für das Baby
Um dem Baby Raum für sein Wachstum zu geben, muss sich der Bauch ausdehnen können. Dafür weichen die geraden Bauchmuskeln im Bereich der „Linea alba“ – des senkrechten Bindegewebsstreifens in der Mitte des Bauches – auseinander.
Am Ende der Schwangerschaft entsteht solcherart ein Spalt rechts und links der Körpermittellinie, genannt Rektusdiastase.
Nach der Geburt geht die Ausdehnung der Bauchmuskulatur und ihrer verbindenden Faszien wieder zurück. Nach etwa acht Wochen sollte im Normalfall maximal ein zwei Zentimeter breiter Spalt zwischen den beiden Bauchmuskelbäuchen spürbar sein. Getestet wird dies in Rückenlage mit aufgestellten Beinen. Hebt man aus dieser Position den Kopf und die Schulter, lässt sich der Bereich rund um den Nabel gut ertasten.
Schonend aufsetzen: Aus dem Liegen geschieht das am besten über die Seite. Dafür auf die Seite rollen und mithilfe der oberen Hand hochstemmen.
Sanfte Kräftigung
Dieser Rückbildungsprozess erfordert Zeit und ausreichend Schonung.
- So sind schweres Heben, forciertes Training (z. B. Sit-ups) sowie eine massive Überstreckung der geraden Bauchmuskulatur oder der starke Einsatz der Bauchpresse, wie mitunter beim Toilettengang, in den ersten acht Wochen nach der Geburt kontraproduktiv.
Denn das Problem ist nicht nur kosmetischer Natur, sondern wirkt sich negativ auf den gesamten Körper aus: Ein schwacher Bauch überfordert dauerhaft den Rücken und führt über kurz oder lang zu Beschwerden. Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, im Bereich des Kreuz-Darmbein-Gelenkes und des Beckenbodens sind vorprogrammiert. Komplizierte Verläufe, bei denen sich im Bruch der Bauchdecke Organteile einklemmen, kommen glücklicherweise nur selten vor. Um entgegenzuwirken, kann fast immer gezielt trainiert statt operiert werden.
- Am besten wird die Bauchdecke durch Stärkung der schrägen und Schonung der geraden Muskulatur wieder zusammengeführt.
Im Falle einer bleibenden Rektusdiastase sollte physiotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Katharina Wallner, Hebamme
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel