Windeln, Feuchttücher, Popocreme – die Grundausstattung fast jeder Jungmutter. Doch es gibt auch Babys, die windelfrei aufwachsen. Wie kann man sich das vorstellen? NEW MOM hat bei einer „Teilzeit-windelfrei-Mutter“ einen Erfahrungsbericht eingeholt!
Ich bin Annika und Mutter einer 16 Monate alten Tochter. Lotta ist seit ihrer Geburt häufig ohne Windel unterwegs. Ich würde mein Modell als „Teilzeit-Windelfrei“ beschreiben und handhabe es so, wie ich es für uns alle gut finde.
Gründe für ein windelfreies Kind
Der springende Punkt war für uns die riesige Menge an Müll, die wir durch Wegwerfwindeln produzieren würden. Da wir sehr umweltbewusst und nachhaltig leben, passte das einfach nicht zu unserer Lebensweise. Außerdem habe ich gehört, dass Babys offenbar mit einem Instinkt zur Welt kommen, der sie davon abhält, sich selbst oder ihre Mama zu beschmutzen. Wahrscheinlich kennen das alle Eltern: Das Kind liegt auf dem Wickeltisch, und sobald die Windel abgenommen wird, pinkelt es. Nur Zufall? Aus Sicht der „Windelfrei“– Mütter nicht, denn diese Reaktion entspricht dem natürlichen Instinkt, sich selbst nicht schmutzig zu machen. Lotta zum Beispiel macht ihr Geschäft nie, wenn sie im Tragetuch ist. Dieser Instinkt geht meiner Meinung nach durch Wegwerfwindeln verloren, da Babys gar nicht merken, dass sie sich gerade eingenässt haben. Ein großer Vorteil ist zudem die Bindung zum Kind, eine besondere Kommunikation und Achtung. Ich glaube, dass „Windelfrei“ einen großen Einfluss auf unsere Art, miteinander umzugehen, und damit auch auf unsere Beziehung hat. Zudem habe ich festgestellt, dass Lotta viel weniger mit Blähungen und Koliken zu kämpfen hat als andere Babys, was vielleicht mit der Abhalteposition zusammenhängt. Zur Erklärung: Unter „Abhalten“ versteht man, ein Kind ohne Windel ausscheiden zu lassen.
Signale und Timing im Lauf der Entwicklung
Viele windelfreie Eltern sprechen von Signalen, die sehr unterschiedlich aussehen können: Manchmal sind sie leicht zu erkennen, manchmal kaum vorhanden. Lotta sendete anfangs deutliche Signale aus: Sie begann zu schreien, wurde beim Stillen unruhig, und ihre Stimmung wandelte sich allgemein, kurz bevor sie „musste“. Sobald sie zu robben und zu krabbeln anfing, nahmen diese Signale ab, und auch die Bereitschaft, sich mitzuteilen, sank. Teilweise hat sie sich mit gestreckten Beinen gegen das Abhalten gewehrt. Sobald sie sitzen konnte, war sie jedoch begeistert vom Töpfchen und gab wieder mehr Signale. Inzwischen versteht sie uns, wenn wir fragen, und nickt, um ihre Bedürfnisse zu bestätigen. Wir haben nahezu sofort angefangen, mit ihr über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Wir haben ihr erklärt, was sie gerade macht, und dies mit einem Schlüssellaut untermalt. Wenn auf Signale kein Verlass ist, dann ist jedenfalls das Timing ziemlich zuverlässig. Nach dem Stillen bzw. Essen, nach dem Aufstehen oder wenn wir nach Hause gekommen sind, haben wir Lotta meist zuverlässig abgehalten. Oft haben wir – auch erfolgreich – auf unser Gefühl und unsere Intuition gehört.
Herausforderungen und Grenzen
Generell muss man damit rechnen, dass „Windelfrei“ anstrengend werden kann. Sieht man alles ein bisschen entspannter, erleichtert man es sich enorm. Wir machen uns keinen Druck und sind auch häufig mit Windel unterwegs. Wir haben unseren Rhythmus gefunden, indem Lotta zu Hause meist keine Windel trägt, und wenn, dann eine Stoffwindel. Das hat den Vorteil, dass sie merkt, wenn die Windel nass ist, und so ein Gefühl für ihre Ausscheidungen bekommt. Da sie von Anfang an sehr schnell durch Schreien angezeigt hat, dass sie nasse Windeln nicht mag, nutzen wir unterwegs oft Wegwerfwindeln: Sie halten länger trocken und wir entgehen damit dem Stress des schreienden Kindes. Auch wenn wir krank sind, verzichten wir auf Windelfreiheit, weil das zusätzliche Anstrengungen kosten würde.
Unser Schlüssel zum Erfolg? Wir nehmen „Windelfrei“ nicht als Zwang wahr, sondern als Möglichkeit, sich von der Abhängigkeit von der Windel freizumachen. Wir können Windeln nutzen, müssen es aber nicht.
Autor:in:
Femke Wollesen schrieb diesen Erfahrungsbericht in Zusammenarbeit mit www.babysits.at. Diese Online- Plattform verbindet Eltern und Babysitter und hilft Eltern so, schnell und einfach eine zuverlässige Kinderbetreuung für ihren Nachwuchs zu…