Folgt auf jede Geburt…
Obwohl er auf jede Geburt folgt, ist der Wochenfluss ein vernachlässigtes Thema. Als sichtbares Wundheilungszeichen begleitet er Wöchnerinnen für einige Zeit.
Tut das Baby den ersten Schrei, ist schon unfassbar viel geschafft. Doch als vollständig abgeschlossen gilt eine Geburt erst, wenn auch die Plazenta geboren ist. Im Normalfall löst sich der sogenannte Mutterkuchen innerhalb der ersten Stunde nach dem Abnabeln mithilfe der Nachwehen von der Innenwand der Gebärmutter ab.
- Diese beachtliche „Plazentahaftstelle“ zieht sich durch Kontraktionen der Gebärmutter rasch auf eine kleine Fläche zusammen; von dort kommt in den nächsten Wochen das Wundsekret, das man „Wochenfluss“ oder auch „Lochien“ nennt.
- Zudem werden mittels Nachwehen Reste von Eihäuten, Gebärmutterschleimhaut und mitunter Blutklumpen aus der Gebärmutter abtransportiert.
Am deutlichsten sind diese Nachwehen während des Stillens spürbar, wobei Frauen, die ihr erstes Kind bekommen haben, sie meist als weniger schmerzhaft empfinden als Mehrgebärende. Kommt das Baby mit Kaiserschnitt zur Welt, fällt der Wochenfluss meist etwas schwächer aus, da die Gebärmutter im Zuge der Operation fein säuberlich gespült oder gar ausgeschabt wird.
In den ersten Tagen nach der Geburt ist der Ausfluss üblicherweise am stärksten und zeigt sich blutig. Ein wenig sind Lochien daher auch mit der Monatsblutung vergleichbar, wenngleich sie deutlich länger dauern. Auch der Lochialgeruch ist etwas anders als Blutgeruch und das Sekret in seiner Zusammensetzung vielfältiger als Menstruationsblut.
Für Hebammen und Geburtshelfer stellt der Ausfluss einen wichtigen Parameter zur Kontrolle der Wundheilung dar. Anhand seiner Menge, Farbe, des Geruchs und der Konsistenz lässt sich der Heilungsprozess beobachten und einschätzen:
- In den ersten Tagen sollten Lochien blutig und reichlich sein – bis zu 300 Milliliter Blut können abgesondert werden!
- Ab dem vierten Tag bis zum Ende der ersten Woche nach der Geburt geht die Blutung für gewöhnlich in einen rötlich-bräunlichen oder blutig-serösen Ausfluss über, der deutlich schwächer ist als in den Tagen davor.
- Danach werden die Lochien allmählich gelblich oder weißlich, und nach vier bis sechs Wochen spricht man in den meisten Fällen von abgeschlossener Wundheilung und einer neu aufgebauten Gebärmutterschleimhaut.
Um einen guten Abfluss zu gewährleisten und Infektionen zu vermeiden, werden in der Rückbildungszeit Binden statt Tampons verwendet. Da normale Monatsbinden anfangs oft zu wenig saustark sind, empfiehlt es sich, am Ende der Schwangerschaft ein paar Päckchen Wochenbettbinden nach Hause zu schaffen. Regelmäßige Intimhygiene mit klarem Wasser und milder Seife sorgt für ein frisches Gefühl und verhindert unangenehme Gerüche.
Wenn es Probleme gibt
Stoppt der Ausfluss oder zeigt er sich ungewöhnlich schwach, wird die Hebamme aktiv, um die Ursache – das Spektrum reicht vom Spasmus des Muttermundes bis hin zur Abflussbehinderungen durch Eihautreste – zu beheben und einer Infektion entgegenzuwirken. Die Gebärmutter zeigt sich meist druckempfindlich, Kopfschmerzen und Fieber lassen ein marodes Gefühl entstehen, und der Ausfluss riecht zunehmend übel.
- Um den Lochialstau zu beseitigen und den Muttermund zu öffnen, kommen krampflösende Mittel,
- für den besseren Abfluss Kontraktionsmittel zum Einsatz.
- Zudem helfen Bauchmassagen, das Liegen in Bauchlage, Stillen und Mobilisation, wieder in Fluss zu kommen.
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel