Ausnahmezustand trifft Ausnahmesituation
Schwangere Frauen haben „Schmetterlinge im Bauch“ und viele Fragen im Kopf. In einer naturgemäß aufregenden Zeit verbreitet COVID-19 zudem Unsicherheit. Das beste Rezept ist da wohl Aufklärungsarbeit.
Seit Wochen verursacht die COVID-19-Pandemie viel Aufregung und wirft eine Menge Fragen auf – auch und gerade bei werdenden Eltern.
Die folgenden Informationen basieren auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der momentanen Datenlage
- Im Moment scheint es aber erfreulicherweise so, als seien Schwangere nicht mehr gefährdet als andere Personen.
- Weder dürften sie das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf noch für erhöhte Früh- oder Fehlgeburten haben.
- Auch wird das Virus während der Schwangerschaft nicht auf das Baby übertragen.
- Zum Schutz vor einer Ansteckung sollten die generell empfohlenen Vorsichts- und Hygienemaßnahmen aber natürlich eingehalten werden.
Die Details
Schwangerschaft
- Aktuell können Vorsorgeuntersuchungen und das Hebammengespräch in der Schwangerschaft zeitlich flexibler gehandhabt werden, ohne eine Kürzung des Kinderbetreuungsgeldes fürchten zu müssen.
Geburt
- Die Versorgung während der Geburt erfolgt bei gesunden Schwangeren wie gewohnt, wenngleich die Schutzmaske, die alle über Mund und Nase tragen müssen, ein etwas ungewohnter Anblick ist.
- Glücklicherweise bereits der Geschichte gehört die umstrittene Maßnahme an, Väter von der Geburt gänzlich fernzuhalten; sie kommt in einigen Krankenhäusern nur noch im Falle einer Kaiserschnittentbindung zur Anwendung.
Covid-19 Patientinnen
- Jenen Frauen, die zum Zeitpunkt der Entbindung mit dem Virus infiziert sind oder bei denen begründeter Infektionsverdacht besteht, wird geraten, bei Wehenbeginn rasch das Krankenhaus aufzusuchen. So können Gebärende und Ungeborenes kontinuierlich überwacht und ihre Sauerstoffversorgung gut im Auge behalten werden.
- Einer vaginalen Geburt steht das Virus nicht im Wege
- Der beste Ort der Entbindung ist aber das regionale „Covid-19-Krankenhaus“: Zu Beginn der Krise wurden einige Spitäler ausgewählt, die für den Umgang mit Infizierten bestens ausgerüstet sind.
- Zwar werden die Gebärende und ihr Partner mit speziellem Mundschutz und Handschuhen ausgestattet, sonst läuft aber alles wie gewohnt ab. Geburtspositionen lassen sich frei wählen, und selbst ein Kreuzstich kann zum Einsatz kommen.
- Die Vorteile des Stillen überwiegen auch im Zeitalter von Corona – eine übertragung über die Muttermilch scheint unwahrscheinlich. Die renommierte Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) empfiehlt Stillen und Hautkontakt unabhängig davon, ob die Mutter oder das Kind erkrankt ist. Liegt ein positives Testergebnis oder Infektionsverdacht vor, sollte während des Stillens eine Atemschutzmaske getragen, jedenfalls aber weiter gestillt werden. So bekommt das Kind ausreichend Antikörper gegen die Krankheit.
Trend zu ambulanten Geburten
Wegen des Besuchsverbots verlassen viele Neo-Familien nun schon wenige Stunden nach der Geburt das Krankenhaus und nehmen Hebammenvisiten in Anspruch. Da die Nachfrage jetzt besonders hoch, die vorhandene Kapazität aber begrenzt ist, sollte möglichst rasch eine Hebamme kontaktiert werden.
Hausbesuche bei nicht infizierten Frauen finden uneingeschränkt statt. Gut, dass sorgfältig eingehaltene Hygienemaßnahmen für die meisten mittlerweile zur „neuen Normalität“ gehören. Eine Extraportion Sorgsamkeit schadet im Leben mit einem Neugeboren nie – extra viele Sorgen sind aber glücklicherweise auch jetzt nicht notwendig.
Ein Mund-Nasen-Schutz betont die Augenpartie eines Menschen. Umso schöner, wenn ein freundliches Lächeln in den Augen Ausdruck findet und der Gebärenden ein gutes Gefühl vermittelt.
Autor:in:
Katharina Wallner ist frei praktizierende Hebamme, Pädagogin und unterrichtet an der Fachhochschule Campus Wien am Studiengang Hebammen. Sie begleitet Familien von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Aktuelle Artikel